Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Der Herr der Zäune.

Von Onkel Rosebud „The Restraint Of Beasts“, auf Deutsch „Die Herren der Zäune“ (Suhrkamp 2000), ist der Titel des ersten Romans von Magnus Mills, ein Buch, das intrinsisch gesehen unter dem Kopfkissen meiner Freundin liegt, seitdem sie es zum ersten Mal gelesen hat.

Der Roman schildert das Leben dreier Zaunbauer, die tagsüber Pfosten in den Boden klopfen und abends in den Pub gehen. Als Ich-Erzähler fungiert ein namenloser Vorarbeiter. Seine beiden Kollegen sind wortkarge Heavy-Metal-Fans, vollkommen unmotivierte, finanzschwache Schotten, die sich für den Job äußerst widerwillig in die englische Provinz haben versetzen lassen. Während ihres Auftrags hausen die drei Zaunbauer in einem versifften Wohnwagen ohne ausreichende Sanitäranlagen. Ihr Alltag ist geprägt von quasi zwanghaften Handlungen: Löcher graben, einen Pfahl hineinsetzen und dann noch einen und noch einen. Und dann Drähte dazwischen spannen. Und das Wetter ist widrig, Bis die Handlung mit bizarren Arbeitsunfällen Fahrt aufnimmt…

Magnus Mills (* 1954 in Birmingham) war selbst Zaunbauer. Zu der Zeit, als er das Buch schrieb, fuhr er einen Bus der Londoner Verkehrsbetriebe. „Die Herren der Zäune“ ist ein sehr britischer Roman – britisch im Sinne jenes nationalen Stereotyps, demzufolge typisch britischer Humor „schwarz“ und „trocken“ zu sein habe und der Brite selbst ein Meister im „Understatement“ ist, jener hohen Kunst, die Dinge in einem oft ans Absurde grenzenden Maße herunterzuspielen. Meine Freundin würde das Wort „Tragikomik“ verwenden. Außerdem wünscht sie sich eine Verfilmung dieses Stoffes, am liebsten von Danny Boyle, weil es Potential hätte, an sowas wie „Kleine Morde unter Freunden“ heranzureichen.

Zu dem lakonischen Erzählstil mischt sich bei Magnus Mills aber noch eine große Portion Eintönigkeit. In nüchternen, abgeklärten Ton und mit wenigen, simplen Worten beschreibt er das begrenzte Leben einfacher Menschen, die sich nicht aus den Fängen ihrer Situation lösen können. Dieses Thema wird auch in späteren Romanen, wie „Indien kann warten“, aufgegriffen. Dieser Pfad war jedoch schnell ausgetrampelt und besser als „Die Herren der Zäune“ wurde es nie wieder. Deshalb endete Magnus Mills Karriere in den Literaturbetrieb auch wieder hinter dem Steuer eines Londoner Busses.

Onkel Rosebud