Von Onkel Rosebud
In der DDR erreichten Helga Hahnemann und Beppo Küster im Laufe der 1980er-Jahre einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, um das Wort Kultstatus zu vermeiden. Das lag insbesondere an zwei Liedern: „Jetzt kommt die Süße“ (1983) von der sozialistischen Stimmungskanone und Ulknudel schlechthin und „Absolute Stille“ (1984), das von einem TV- Clown im Nachthemd vorgetragen wurde. Nicht falsch verstehen. Die beiden waren im DDR-Fernsehen wirklich lustig und haben es in den besseren Momenten geschafft, die Bürger vor der Mattscheibe zum Nachdenken anzuregen. Und vor allem von Helga Hahnemann konnte man nicht genug kriegen, weil sie unter anderem als Synchronsprecherin in drei Olsenbande-Filmen der weiblichen Hauptfigur Yvonne ihre Stimme lieh. Wenn nämlich eines bei allem nicht schlecht war in der DDR, dann „unsere“ Olsenbande-Synchronisation.
Und wen jeder kannte, der durfte dann auch irgendwann die prestigeträchtigste Show des Politbüros moderieren. Ein Kessel Buntes war die Samstagabendshow des Fernsehens der DDR sechs Mal jährlich meistens aus dem Friedrichstadtpalast oder dem Palast der Republik in Berlin. Der sollte das Aushängeschild der DDR-Unterhaltung bilden und zur Hauptsendezeit in Konkurrenz zu den Samstagabend-Sendungen von ARD und ZDF stehen, weshalb keine Kosten gescheut wurden, auch internationale Stars zu verpflichten.
Neben jeder Menge künstlerischem eigengewächsigem Kroppzeug playbackten da unter anderem auch Plastic Bertrand, Goombay Dance Band, Die Roten Gitarren, Amanda Lear, Alphaville. All diese Altkader erspielten sich dadurch ein Publikum, welches ihnen auch im Spätherbst der Karrieren die Treue bei Eintrittspreisen zu Konzerten jenseits von 100 € hielt und hält. Und wer sich beim Kessel konform benommen hatte, durfte wiederkommen, wie die unvermeidliche Bonnie Tyler, die es in den 80ern gleich vier Mal vor das obligatorische Ballett geschafft hat.
Piefiger Ostrock – grauenhafte Musik mit schwurbeligen Texten –, das könnte auch der Untertitel für 40 Jahre DDR sein. Darüber in der nächsten Folge.
Helga Hahnemann starb 1991 im Alter von 54 Jahren an Lungenkrebs. Als Kettenraucherin hatte sie sich den verdient. Beppo Küster lebt noch. Im April 2019 erregte er Aufmerksamkeit, als er sich aus Protest gegen das Verbot der Sterbehilfe vor der Dresdner Frauenkirche symbolisch an einem Galgen erhängte.
Onkel Rosebud
