Von Matthias Bosenick (23.05.2024)
Die Kombination aus Altem ergibt Neues, besonders in Zeiten, in denen alles Alte bereits mehrfach kopiert wurde. Beste Voraussetzung also für die Dubliner The Rogues, den alten Punk und den noch älteren Irish Folk auf eine neue Weise zu kombinieren. Ach: Das gibt‘s schon? Diese Kombi ist selbst schon etwas Altes? Nicht nur das: Den Namen The Rogues listet Discogs mindestens 25mal, der Albumtitel „Songs Of Praise“ ist auch schon vergeben. Was also stellt hier den neuen Mehrwert dar? Nach einer halben Stunde bierseligem Fun-Folk-Punk bleibt diese Frage jedoch unbeantwortet. Und das ist erst Teil 1 von 3 in diesem Jahr, der Auftakt zu einem Triptychon. Na, Slàinte aber auch!
„Songs Of Praise“ hört sich an, wie es sich liest: saufseliger Folk mit saufseligem Punk – nicht ohne Zufall heißt ein Song „Drunk“ – auf Basis von Jigs und Reels, rotzig gefiedelt, munter gegrölt, treibend vorangetrommelt, flott gerockt, launig geflötet, mit auf vertrauten Standards basierenden Melodien zum sofortigen Mitmachen, gern auch Piratengesängen ähnlich, mit dem Weihnachtslied „The Ghost Of Christmas Past“ im Sommer und mit eingebauten Lachern, etwa über den „Brexit“ oder mit gesampeltem sexuell begründetem Frauenstöhnen in „Latex“, ha ha. Dazu passen die Single- und Album-Cover mit lasziv blickenden, selbstredend rot- oder grünhaarigen Frauen im Comic-Stil.
Tatsächlich kommen hier weder die Freunde von Punk noch die Freunde von Irish Folk wirklich auf ihre Kosten, dafür ist die Gemengelage zu glattgebügelt und zweckorientiert: Das will hoch hinaus auf die Festivalbühnen oder ins Vorprogramm von sarenwama Fiddler’s Green, Dropkick Murphys, Mr. Irish Bastard oder Flogging Molly, obwohl The Rogues sich selbst im Glanze von The Pogues sonnen, hence the stattdessen willkürliche name, im Zweifelsfalle vermutlich noch von The Men They Couldn’t Hang oder The Levellers. Aber dafür reicht es nicht, trotz als rebellisch klassifizierter Inhalte.
Okay, The Rogues kommen aus Ballymun (Baile Munna), einem Vorort von Dublin, haben das Guinness also mit der Muttermilch aufgesogen, so weit ist das schon mal authentisch, was sie da vorhaben. Bei „Songs Of Praise“ handelt es sich um das Debüt-Album der Band, dem noch in diesem Jahr zwei weitere folgen sollen, ähnlich inspiriert betitelt: „D.U.B.L.I.N.“ schon nächste Woche und „We Are The Rogues“ im September. Damit erweisen sie „Sandinista!“ von den Pogues eine Reverenz, aber nun: Eine Musik wie die der Rogues ist nicht originär und längst nicht mal mehr auf Irland beschränkt. Da hilft auch die Herkunft nicht weiter.
Über die Band selbst bekommt man nicht viel heraus, was am beliebigen und damit schwer zu googelnden Namen liegt und an den fehlenden Infos in der Info. Auf einem verwischten Pressefoto sieht man drei Männer, das Label spricht von vieren, so viel weiß man immerhin, und man erfährt, dass die Band live ein Wirbelsturm sein soll. Das kann man ungesehen glauben, dafür bieten sich die „Songs Of Praise“ an. Also: Slàinte und ab dafür, besoffen macht es Laune. Bestimmt!