The Lings – We Can’t Be Friends – Slack Records/Head Perfume Records 2024

Von Matthias Bosenick (04.02.2025)

Gute Laune ist eine ernsthafte Angelegenheit, und The Lings aus Mantua nehmen sie ernst. Zwar strahlt deren Musik auf ihrem zweiten Album „We Can’t Be Friends“ eine grundsätzliche Fröhlichkeit aus, doch spürt man der Band deutlich an, dass sie es damit nicht übertreibt, sondern seriös zu Werke geht. Dafür erlaubt sie sich, stilistisch nicht eindeutig zu sein: Ungefähr jeder der 14 Songs lässt sich einem anderen Genre zuordnen, von Country über Indie-Rock, Surf, Garage und Rockabilly bis Folk, alles – das eint die Stücke – grundsätzlich im Gewand des Pop. Doch, wir können Freunde sein!

Man ist geneigt, die Songs mit dem Etikett Retro zu versehen, doch sind The Lings gar nicht eindeutig rückwärtsgewandt, auch wenn sie sich bei Genres der zurückliegenden 50, 60 Jahre bedienen. Sie bringen sie frisch und zeitgemäß dar, stets mit der eigenen Note versehen und damit originär. Dadurch fügen sich die Songs schlüssig aneinander, auch wenn man sich wundert, wie vielseitig das Album ist, und genau diese Vielseitigkeit macht es attraktiv, unterhaltsam und mitreißend.

Schon der Opener „Buried Over Me“ legt eine falsche Fährte, und merkt man das erst, ist man auch froh darüber, denn es handelt sich dabei um Country, schön mit Slide-Gitarre, nett gespielt zwar, aber doch, dass man sich denkt, ein ganzes Album in dem Sound wäre womöglich anstrengend, und schon erfüllen The Lings diesen Wunsch und bringen mit „Today Tomorrow“ eine flotte Uptempo-Nummer, mit „Samarra Maze“ einen Indierocker mit der Melodieseligkeit von Guided By Voices, mit „Walking Out Of Your Sight“ eine launige Ballade mit Piano-Unterstützung, mit „(How Can You) Slow-Dance With Him“ das nächste Uptempo-Indierock-Stück, mit „Come And Go“ einen catchy Rockabilly und mit „I’m Adult“ einen Surf-Punk. Und das war nur die A-Seite.

Die B-Seite nimmt mit „Euler And Venn“ den Surf auf, leitet mit „Rolling Over“ über zum Sechziger-Retro-Pop, mit „You Never Learn“ abermals zum Surf, hier angereichert mit einem Glockenspiel, mit „One Boy Team“ einmal mehr zum Power-Surf-Punk, mit „The Sweetest Fall“ zum Akustik-Folk, mit „Sharon Stone“ zum Sechziger-Surf-Soul-Pop mit fuzzy Gitarren-Solo und Orgel sowie mit „Euphoria“ zum energetischen Garage-Punk. Alles unter einem Dach, und alles passt zusammen.

Das liegt an der eher transparenten Instrumentierung, die einige genannte Gimmicks integriert, und dem zu allen Stilen passenden unaufdringlichen, aber präsenten Gesang, der sich wie ein rotes Band durch das Album zieht. Ja, das ist Gute-Laune-Musik, aber The Lings wissen, dass solche nervt, sobald man es damit übertreibt oder die gute Laune wie ein Plakat vor sich herträgt, deshalb unterlassen sie dies und wenden einfach ihre Werkzeuge an, mit denen sie diese aufhellende, harmonische Musik generieren. You can’t spell Lieblingslieder without Lings.

2022 erschien das Debüt „The Lings“, das ungefähr so heißt wie die Band. Die 2023er Weihnachts-Single „Shabby Night“ ist auf dem neuen Album leider nicht enthalten. Die Band besteht aus Alberto „Albe“ Minozzi (Gitarre), Andrea „Enza“ Vincenzi (Bass, Saxophon), Bryan Berti (Schlagzeug, Keyboards) und Paul Lilnig (Gesang, Gitarre). Und: „We Can’t Be Friends“ ist eine Lüge.