Von Matthias Bosenick (28.01.2025)
Plötzlich sind sie wieder da: That’s All Folks!, nur echt mit Ausrufezeichen, wirbelten in den Neunzigern von Bari aus die italienische Psychedelic-Rock-Szene auf und trennten sich 2002 nach dem zweiten offiziellen Album. Die Musiker zerstreuten sich, Bandkopf Claudio Colaianni schloss mit Anuseye direkt an den Sound an – und nun spielen That’s All Folks! nicht nur wieder live miteinander, sondern auch im Studio, wo sie Auszüge ihrer zwei Alben als „Soma As One Of The Fine Arts“ neu einspielten (zumindest scheint es nicht einfach Best-Of zu sein, da sich die Songlängen unterscheiden). Ein sattes, fettes, zeitloses Album, wie aus einem Guss, da darf gern mehr folgen.
Mit einem schweren Kopfnicker beginnt die Rückschau, „Buio Omega“ leitet den Heavy-Psych-Reigen ein, fett gespielt und produziert wie das ganze Album. Die Riffs gehen auf der Tonleiter in die Tiefe, wie man es aus der kalifornischen Wüste kennt, sie haben kleine Licks, die eine Wiederholung andeuten, und sind so dicht, dass die Musik wie eine Platte Gras vor einem zu liegen scheint. Zum Ende des Songs hin zieht das Quartett das Tempo an und drückt dem Psychedelic den Rock auf. Auf allen Instrumenten scheint ein Verzerrer zu liegen, auch die Stimme bleibt davon nicht verschont – der Gesang dringt nebulös-angerauht durch die schweren, dichten Soundwolken, bisweilen zusätzlich mit einem Echo versehen.
Mit „Jumbo“ geht es beinahe in die Disco, der Beat ist mordsmäßig tanzbar, auch hier ist wie immer Platz für ein Solo und beschleunigt die Band im Verlaufe. Das durchgehend hohe Tempo der sieben Songs mag verwundern, schließlich wähnt man sich in kiffertauglich entschleunigten Stoner-Räumen, doch obgleich das Label Stoner Rock auf That’s All Folks! klebt, würde Genrespezialist und Bandintimus Davide Pansolin heavy widersprechen und auf die Bezeichnung Heavy Psych verweisen. „Ghosts And Echoes“ borgt sich anschließend beim Boogie den Rhythmus aus, in „Real Last Night“ ist sogar Platz für temporäre Headbanger-Passagen zu tirilierenden Riffs, „The Seed“ hat einen gebrochenen Stop-And-Go-Beat in den Strophen, „March Of Chameleons“ reduziert das Tempo zugunsten eines energetischen, bei Led Zeppelin mitgenommenen Blues-Rhythmus‘ und zum Schluss taucht die Band für acht Minuten in die „Aquasphere“, beharrlich treibend.
Jenes finale Stück war seinerzeit auf einer Bonus-Split-7“ mit Nebula enthalten, die der Vinyl-Ausgabe des Debütalbums „Soma … 3rd Way To Zion“ aus dem Jahr 2000 beilag. Drei weitere Stücke aus jenem Album entnahmen That’s All Folks! für diese Neuaufnahmen, die restlichen drei dem 2002er Album „Psyche As One Of The Fine Arts“, und wer aufpasst, erkennt, dass sich der Titel des vorliegenden Vinyls aus den beiden ergibt.
1994 erschien das erste Demo-Tape von That’s All Folks!, damals noch als Trio. Seitdem dabei sind heute noch Bassist Michele Rossielo aka Lupin und Sänger und Gitarrist Claudio Colaianni. Auch die beiden Positionen an Gitarre und Schlagzeug auf den Alben von vor 20 Jahren erfuhren mit der Live-Reunion eine Umbesetzung: Für Nico Masi setzte sich Corimo Armenio auf den Schlagzeugschemel, die zweite Gitarre übernahm Stefano Pomponio von Luca Stero, der seinerzeit mit Colaianni bei Anuseye eingestiegen war. Zusätzliche Musiker auf dem neuen Album sind Diego Dalkodo zweimal mit der Bouzuki, Armin Chimienti mit einer zusätzlichen Lead-Gitarre beim Opener sowie Elius Inferno mit einer Slide-Gitarre an fünfter Position. Jetzt dürfen gern die alten Demos neu auf den Markt kommen sowie das 2023 aufgenommene, bisher rein digital vertriebene Live-Album „Captured Live“ auf Tonträger.