Von Matthias Bosenick (02.05.2023)
Ein Fest für Numerologen: „Vol. 7“ ist nach „Vol. 4“ das zweite Album von Teen Prime. Der Rest sind EPs, von denen „Vol. 6“ jedoch noch gar nicht existiert, dafür ist das noch unbetitelte dritte Album des Duos bereits im Kasten. Ein Fest für Noiserock-Fans: Gitarrist Sebastian Fäth und Schlagzeuger Jörg A. Schneider dekonstruieren den Indierock, sie nehmen mit jedem Track einen vertrauten Anlauf und zerbröseln die Musik anschließend, mit unterschiedlichsten Mitteln. Damit sind Teen prime näher am NoWave der Achtziger als am Noisecore der Neunziger, näher am Jazz als am Rock, näher an sich selbst als an irgendwelchen Reglementierungen. Alles andere existiert ja bereits.
Fäth verzerrt seine Gitarre nicht im Metal-Sinne, er spielt sie sogar gelegentlich klar, oft versetzt er ihr einen Fuzz, an mancher Stelle setzt er sie wie einen Bass ein. Seine Sounds beginnen nicht selten wie ein Intro zu einem melodischen Rocksong, doch setzt Fäth die Songstruktur nicht fort, sondern vertieft sein Intro, behält das Melodiefragment bei, variiert es. An anderer Stelle scheint Fäth zu klimpern, da sind seine Sounds schlichtweg abstrakt, und dann auch minimalistisch, nicht lärmig. Fäth passt sein Spiel dem des ihn begleitenden Drummers an: Sobald die Gitarren strukturierter sind, spielt auch Schneider sein Schlagzeug nahe am Takt, und in den eher chaotischen Passagen lässt Schneider all seiner eindrucksvollen Taktlosigkeit freien Lauf.
Mit dieser Methode fangen Teen Prime zunächst diejenigen Hörenden ein, die möglicherweise vertrauten Noiserock erhoffen, und füttern sie dann mit Experiment. Da lässt sich dann bequem erleben, dass sehr, sehr freier Jazz gar nicht wehtut und auch gar nicht immer so weit weg von Rockmusik angesiedelt ist.
Als ein Element, das man in Schneiders Oeuvre sonst eher seltener hört, setzt Fäth gelegentlich Samples ein, Sprachsamples zumeist, mit denen Teen Prime ihre Experimente noch experimenteller machen. Das steht ihnen gut und überrascht jedes Mal, es verleiht dieser Musik eine verspielte Note, die die Idee davon aufkeimen lässt, dass Fäth und Schneider bei aller Ernsthaftigkeit ihrer Musik stets den Schalk im Nacken mit sich herumtragen. Von der EP „No. 5“ ist hier überdies „She Said ‚Boo‘“ enthalten, von „Vol. 3“ die B-Seite „The Damon Che Jazz“, die muss man also – wie alles andere, weil es gut ist – auch unbedingt alle erwerben.