Sandkamper – Narzissmus – RecordJet 2019

Von Matthias Bosenick (30.07.2020)

Stoner-Sound mit Grunge-Riffs – auf Deutsch: Sandkamper ist das Solo-Alter-Ego des Wolfsburgers Maurizio Menendez Cina, der unter anderem bereits mit Squintaloo auf sich aufmerksam machte. Mit seiner EP gibt er einen groovenden Einstand als Solist, komplett frei von Bandverpflichtungen und Mitmusikermitsprache, feiert seine Vorbilder und verarbeitet seine Erlebnisse. So aggressiv kann Enttäuschung klingen.

Die Groovemotoren laufen warm und dreckig beim Sandkamper. Wie beim Stoner Rock üblich, erreichen die loopartigen Basspattern keine nennenswerten Höhen, alles läuft tiefgestimmt ab. Hier hört man Kyuss als Einfluss recht deutlich heraus, und sobald er seine Stimme einsetzt, meint man in den Melodien alte Alice In Chains zu erkennen. Auch was das Tempo seiner vier Songs betrifft, hält sich der Wolfsburger ans Genre und bleibt schleppend. Wenn man mag, fühlt man sich auch an die alten Black Sabbath erinnert.

Ernst, tief und dunkel ist der Sound also. Zu bemerkenswerten musikalischen Spielereien lässt sich Menendez Cina dennoch hinreißen, mit Gitarrenfiguren oder einem brummenden Synthie, mit Solobasssequenzen oder stimmlichen Wutausbrüchen. Das macht seine Musik aber nicht verspielt, sondern vielfältig, erweitert die Groovetracks, und es steigert die Dringlichkeit, die seinen Songs innewohnt.

Und die er auch in seinen Texten zum Ausdruck bringt: So ganz eindeutig entschlüsseln lassen sich die zwar nie, weil man die Hintergründe nicht erfährt, aber Enttäuschung scheint eine durchgehende Triebfeder für die Songs zu sein, aus Beziehungen oder Freundschaften resultierend. Damit handelt er zwar Themen ab, die Hörern geläufig sein dürften, bleibt damit aber unspezifisch genug, um individuell zu sein. Im deutschsprachigen Rock steht der Sandkamper in dieser Mischung relativ allein da; höchstens an alte Selig meint man sich erinnert zu fühlen, nur dass der Sandkamper weit weniger gefällig ist.

Weil so fett gespielt! Glaubt man gar nicht, dass er das alles so gut wie allein gemacht hat, bis auf das Schlagzeug und ein finales Solo, dafür traten ihm seine Squintaloo-Kollegen Daniel Eichholz und Enrico Antico zur Seite. Das liegt wohl an der Erfahrung, die der Mann hat, nicht nur mit ebenjenem Experimentalprojekt, sondern auch mit Bonestock, Painted Garden und Variance – das alles spielt er nun als Sandkamper aus.