Von Matthias Bosenick (28.11.2024)
Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!
Genau drei der 13 Songs sind für den Rezensenten relevant, und die hat er längst im Regal zu stehen: „Destroy Everything You Touch“ von Ladytron, „Loneliness“ im „Radio Cut“ von Tomcraft und „Satisfaction“ im „Isak Original Edit“ von Benny Benassi & The Biz, kurioserweise allesamt elektronisch-technoide Stücke aus diesem Reigen. Nett zu haben sind gerade noch „No Cars Go“ von Arcade Fire, das in den Signaturtanz von LCD Soundsystem einen nervenstrapazierenden Kitsch injiziert, das discofunkige „Murder On The Dancefloor“ von Sophie Ellis-Baxtor, der psychedelische Quäk-Indie-Tanzsong „Time To Pretend“ von MGMT sowie der Surf-Pop-Drum-And-Bass „Sound Of The Underground“ von Girls Aloud mit etwas anstrengender Spice-Girls-Attitüde.
Am anderen Ende nerven Babybird mit „You’re Gorgeous“, The Killers mit „Mr. Brightside“ und The Cheeky Girls mit „Have A Cheeky Christmas“. Der Rest ist erträglich unnütz: „This Modern Love“ von Bloc Party, „Hang Me Up To Dry“ von den Cold War Kids und „Perfect (Exceeder)“ von Mason vs Princess Superstar. Parallel gibt es noch den von Anthony Willis komponierten Score als LP, aber nicht so hübsch anzusehen wie dieses Stück Wasser unter Eis. Nebenbei: Hat überhaupt jemand den Film gesehen?