Psycho Symphony – Silent Fall – Audio Pro 1997/Loud Rage Music 2025

Von Matthias Bosenick (06.08.2025)

Legt man heute „Silent Fall“ auf, das Debüt und einzige Album des rumänischen Quartetts Psycho Symphony, muss man die Entstehung dieses Prog-Metal-Werkes berücksichtigen: Mitte der Neunziger und ohne nennenswerte technische Ausstattung erstellten die vier Musiker diese verschachtelten Frickeleien, setzten ihre Visionen um und mit diesem ursprünglich ausschließlich als Tape erschienenen Album außerdem einen Pflock in die rumänische Metallandschaft. Jetzt ist „Silent Fall“ erstmals als CD und Stream zu haben.

Zu den Visionen von Psycho Symphony gehörte es, so ziemlich alles, was man mit Stromgitarren machen kann, auf nur einem Album unterzubringen, und zwar auf so engem Raum wie möglich. Dabei entsteht quasi automatisch Prog-Metal, denn irgendwie muss man das ja unter einen Hut bekommen. Heißt: Genreexempel stoßen abrupt aufeinander, von Klassik bis Punkrock, was komplexe Rhythmen nach sich zieht, die Gitarren müssen von Gniedelsoli über Melodie und Fläche bis Riffing alles hinbekommen, die Stimmung wechselt im Augenblicktakt, von melancholisch bis aggressiv, von euphorisch bis sehnsuchtsvoll.

Man hört, dass es für die Band eine Herausforderung gewesen sein muss, diese sieben zwischen zwei und zwölf Minuten langen Tracks zu erstellen, und wahrlich, die Hörerschaft fordert es ebenfalls heraus, diese knapp 50 Minuten Musik durchzuhören. Die Brüche sind schon enorm, die Einzelteile kaum weniger, da nimmt es nicht Wunder, dass manche Übergänge etwas holprig erscheinen. Auch der klare, mal entspannte, mal energische Gesang mag bisweilen leicht neben der Spur liegen, aber das mag auch nur so scheinen, weil die Musik drumherum eben so hochkomplex ist.

Teile dieses Albums waren bereits auf „Demo ‘94“ sowie 1996 auf dem Demo-Tape „The Killing Look“ erschienen, von den sechs Stücken jener EP fehlt auf dem Album lediglich das Titellied. Zwei der Tracks fanden zudem bereits 1995 den Weg auf ein Live-Tape. Als bislang letzte Veröffentlichung von Psycho Symphony liegt die EP „Schizoid“ vor, erschienen 2002. Die Besetzung blieb in der knapp zehnjährigen Existenzzeit durchgehend gleich: Für den Rhythmus sorgten die Brüder Robert (Bass) und Gábor (Schlagzeug, später bei Voices Of Silence und Untold Faith) Gindele, die Gitarren spielten Emil Gherasim – auch Gesang – und Attila „Titzi“ Mogyorós. Emil Gherasim spielte zuvor bei den Death-Metal-Bands Chaos und Delirium und trat erst vor zwei Jahren auf dem Album „Sanctuary“ des norwegischen Trompeters Arve Henriksen auf den Plan, so kann’s gehen­. Da die rumänische Metalwelt bis heute auf einen Nachfolger von „Silent Fall“ wartet und dieses Warten vermutlich vergeblich sein wird, muss sie sich vorerst mit dieser Wiederveröffentlichung in deutlich verbesserter Soundqualität zufriedengeben.