October Burns Black – Reflections – Outland Media/OBB 2019

Von Matthias Bosenick (21.02.2020)

Es ist nicht immer ratsam, sich sämtliche Projekte zuzulegen, an denen Musiker seiner früheren Helden beteiligt sind. Grundsätzlich birgt diese Art des Sammelns zwar eine potentielle Horizonterweiterung, aber es gibt eben auch Ausnahmen, und zu denen gehört das Projekt October Burns Black. Von früheren Helden beteiligt ist hier Simon Rippin, Schlagzeuger unter anderem der Fields Of The Nephilim. Diese international zusammengesuchte Supergroup nun spielt auf ihrer zweiten EP „Reflections“ bestens produzierten und komponierten Gothic Rock – jedoch nahezu ohne eigene Note. Tut nicht weh, tut aber leider auch sonst nicht viel.

Die fünf Musiker verharren komplett im Genre, da gibt es keinerlei Abweichung. Sämtliche Traditionen finden sich wieder, „Reflections“ reflektiert den Gothic Rock, wie er seit über 35 Jahren besteht, vermeidet aber den Blick sowohl auf die Zeit davor (Pink Floyd, Led Zeppelin, Roxy Music, David Bowie) als auch in andere Richtungen. Damit bedienen sie ja nicht einmal junge, nachwachsende Fans, weil die ihre eigenen Epigonen feiern, sondern höchstens einige Altgewordene, die dem klassischen Sound nachtrauern und dabei vielleicht übersehen, dass es zahllose Bands gibt, die diesen Sound bedienen, oder vielleicht schlichtweg keinen anderen Sound in ihrer Sammlung zulassen, aber doch neue Platten kaufen wollen.

Das ist ja auch alles nicht schlecht, was October Burns Black hier machen. Trotz Simon Rippin sind es weniger die grantelig-dunklen Fields, die hier durchschwingen, sondern eher die etwas seichteren Vertreter, also die an U2 geschulten The Mission. Also schöne Melodien, klarer Gesang, erhebende Gitarren, wenig Ecken und Kanten. Die Texte bedienen ebenfalls die musikalische Grundstimmung, Titel wie „Dark Times Ahead“ weisen in die entsprechende Richtung. Alles ist gefällig, stört den Grufti nicht beim Bügeln und malt die Welt schön in kuscheligem dunkelschwarz. Klingt also alles nach der Gruftvariante einer Altstadtfest-Coverband: Den Hörer nicht mit Fremdem verwirren.

Rippin nun ist offenbar kein festes Bandmitglied, sondern der ausgeborgte Studio- und Livedrummer, an dem man sein Aushängeschild festnageln kann. Bandgründer ist Bassist James Tamel, der 1987 der US-Gothrockband The Wake beitrat. Den Gesang übernimmt der Nordire Rod Hanna, in den Neunzigern bei der Band Return To Khaf’ji (kein Tippfehler). Er ist der Neue in der Band, er ersetzte seinen Vorgänger Ger Egan von den irischen Gothicrockern This Burning Effigy erst vor wenigen Monaten. Zwei Gitarristen leisten sich October Burns Black. Der erste ist Lars Kappeler aus Bochum, umtriebig in diversen Bands von Wave bis Death Metal, davon aktuell noch bei Sweet Ermengarde und Atomic Neon, die selbstredend – Überraschung! – Gothic Rock spielen; er war vorübergehend Gitarrist bei The House Of Usher. Zweiter Gitarrist ist Tommy Olsson aus Norwegen, der gegenwärtig noch bei Long Night spielt und ansonsten namhafte Szene-Bands wie Theatre Of Tragedy oder Elusive in seiner Vita hat.

Viel Erfahrung, wenig Mut: Da hätte mehr drin sein können. „Reflections“ ist erst die zweite EP, nach „Fault Lines“ aus dem Jahr 2018. Wer die CD direkt bei der Band bestellt, bekommt Buttons und Sticker dazu, das ist fanfreundlich und sympathisch.