Von Matthias Bosenick (31.08.2015)
Wie es klänge, wenn Loreena McKennitt einmal Black Metal machen würde, zeigt „M“ von Myrkur. Nach ihrem selbstbetitelten und -gebastelten Debüt ist es einigermaßen überraschend, dass Amalie Bruun ihrem Experiment tatsächlich ein weiteres Album folgen lässt. Offenbar hat die dem Poprock entsprungene Dänin mächtig Geschmack am Gebolze gefunden. Sie macht es aber erfreulich anders als andere: Choralgesänge, mittelalterliche Melodien und Klavierpassagen sind in ihrer Version von Black Metal normal. Das verärgert die Puristen, die sich auf die Schrei-und-Bolz-Stücke stürzen und den Rest negieren. Sollen sie. Haben wir Nicht-Puristen eben auch mal Black Metal, der uns gefällt.
Meistens singt Bruun klar, und wen sie dies tut, ist da eine angenehme Nähe zu Loreena McKennitt oder Mittelalterformationen wie Qntal. Sie begleitet sich selbst zwischendurch immer wieder am Klavier, wenn sie nicht einfach mit sich selbst einen Chor bildet. Natürlich ist das dann kein Black Metal. Der kommt – mit Verlaub – erfreulich selten zum Einsatz. Nur wenige Stücke bestehen aus Blast Beats und Geschrei, also den traditionellen Komponenten dieses ursprünglichen Kirchenabfacklergenres. Erstaunlicherweise gelingt es Bruun, diese Komponenten zu einem schlüssigen Album zu kompilieren. Und dabei gottlob nicht an andere Metal-mit-Frauenstimmen-Heuler wie Nightwish und Artverwandte zu erinnern.
Dazu trägt sicherlich auch der Umstand bei, dass es sich bei „M“ weniger um ein Ein-Frau-Projekt handelt als noch bei „Myrkur“, dem Debüt. Von dem findet übrigens das zum Popsong mutierte „Dybt i Skoven“ Einzug auf das neue Werk. Bruun bekommt musikalische Unterstützung aus der Szene: Håvard Jørgensen war bei Ulver, Teloch Live-Gitarrist bei Gorgoroth, Ole Henrik Moe musiziert bei den Sheriffs Of Nothingness, Christopher Amott war bei Arch Enemy. Der Rest der Gäste entspringt Klassik- oder Jazz-Formationen sowie weiteren Black-Metal-Projekten. Das Ergebnis ist klanglich um diverse Ligen besser als das Debüt, das muss man feststellen, wenngleich jenes dennoch angenehm hörbar ausfiel.
Bei Relapse sorgt man sich übrigens um die Fans: Von „M“ gibt es unzählige Vinyl-Versionen, in Deluxe-Verpackung, in verschiedenen Farben, als Picture-LP und auch ganz in Schwarz. Der Download-Code enthält als Bonus die im vergangenen Jahr erschienene Demo-Version des Album-Tracks „Skaði“.