Messiness – Messiness – StoneFree Records/Tarla Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.12.2025)

Diese milanesichen Psychedeliker eröffnen nach vier Singles ihr selbstbetiteltes Debütalbum gleich mal mit dem ungewöhnlichsten Song: „Feature With A Rapper“ legt völlig falsche Fährten, selbst für eine so wandlungsreiche Band wie Messiness. Der Neunziger-Crossover-Gedanke mit Saxophon inmitten entrückter englischer Sixties-Psychedelik deutet zumindest an, dass man auf „Messiness“ nicht der reinen Lehre folgt, sie mithin höchst attraktiv erweitert. Keine Angst: Puristen finden hier ihrerseits Futter.

„Previous Life“ etwa an Position zwei bedient wieder den klassischen Psychedelik-Poprock zwischen den britischen Sechzigern und Haight-Ashbury. Man hört das Paisley-Muster quasi mit. Und doch mogelt sich auch hier ein Sprechsänger in den Hintergrund, ganz kurz. „Fatally“ bringt gar Abba-Harmonien in den himmelsstürmenden Pop ein. In „Cómo Baja, Cómo Sube“ soliert ein cheesy Keyboard, das nicht nervt, erstaunlich genug. „Eternity Unbound“ überrascht mit Polyrhythmik, die den Song nicht daran hindert, komplett catchy zu werden.

Mit „Optimised“ werden Messiness plötzlich zu einer Synthiepopband mit treibend-technoidem Beat, bis der Track zu einem freakigen Experimental-Song mit Jazz-Saxophonen mutiert, der indes weder seine unterschwellige Schönheit noch sein Potential einbüßt, Leute auf Tanzflure zu locken. Ein Achtziger-Slap-Bass erklingt in „Doctoral Get-Together“. „Everyone has fun“, behauptet der Refrain, und es trifft sehr zu. „Anaesthetised“ dürfte das rockigste der psychedelischen Poprockstücke dieses Albums sein, entspricht seinem Titel also mitnichten. Der Abschluss „By The Sea“ gerät dann einmal so richtig psychedelisch, als balladesker Flötensong nämlich.

Der sizilianische Multiinstrumentalist und Soziologe, worauf die Info pocht, Massimiliano Raffa spielt mit diesem in Mailand gestarteten Projekt die Klaviatur psychedelischer Musikversatzstücke durch, ordnet sie nach seinem Gusto um und fügt ihnen unerwartete Gewürze zu. Und Multiinstrumentalist untertreibt es sogar: Er spielt hier Gitarren, Mellotron, das Tasteninstrument Celesta, Synthies, Oud, Geige, das Holzblasinstrument Shawm, Glockenspiel sowie diverse Sampler. Was fehlt, übernehmen Gäste: Filippo La Marca bedient Keyboards und Tamburin und singt im Hintergrund, Rosario Lo Monaco spielt Gitarren, Giovanni Calella Bass, Luca Anello und Andrea Quattrini teilen sich Schlagzeug und Percussion, Beppe Scardino spielt Bariton-Saxophon und Flöte sowie Lorenzo Di Blasi das Theremin.