Von Matthias Bosenick (05.06.2018)
Zum 75. Geburtstag macht sich Funk-Saxophonist Maceo Parker ein Geschenk: Er veröffentlicht ein neues Album. Auf „It’s All About Love“ ist es alles über Liebe, in jedem der ausgewählten Songtitel taucht dieses Wort auf. Als Begleitung firmiert hier einmal mehr die WDR Bigband, die mit ordentlich Schmiss den Funk transportiert, aber anders als Parkers alte Begleitband mit einer solche Akkuratesse vorgeht, dass es den Liedern das Leben austreibt. Tolle Songs, nur viel zu glatt.
Parker bedient sich in der Musikgeschichte bei Liedern mit Liebesbezug und macht auch vor Altherrenbetrachtungen nicht Halt, aber das steckt man halt so weg. Der Funk als Grundgerüst hält die Stücke zusammen, die vertraute Lebensfreude dringt sofort aus den Lautsprechern; das lässt es auch zu, dass es an mancher Stelle etwas arg schmierig wird, das gehört zum Genre dazu, das ließ schon immer Raum für Schmonzetten. So goutiert man die Zappelgrooves drumherum eben noch etwas mehr. Es ist eine Riesenfreude, Parkers Stimme und vor allem sein kantiges Saxophonspiel wiederzuhören. Schade nur, dass Parker sich schon vor 20 Jahren von seinen Vertrauten Pee Wee Ellis und Fred Wesley verabschiedete: Diese beiden machten aus dem Funk mehr als nur ein Gerüst, sie gaben ihm Leben, Seele, Wärme, Unvollkommenheit.
In der Tat ging Parkers Musik seitdem einiges davon verloren, obwohl er seine Mitmusiker sicherlich stets gezielt aussuchte. Den Bezug zu Köln hat der Mann schon länger, schließlich nahm er vor 25 Jahren sein Hit-Album „Life On Planet Groove“, das parallel als Jubiläums-Version auf den Markt kommt, ebendort auf, also war der Kontakt zum WDR und dessen Bigband offenbar naheliegend. Seit elf Jahren ist jene die Begleitung Parkers, und sie macht das insofern gut, als dass sie die Songs mit dem vorgegebenen Groove umsetzt – dies aber so vollkommen, dass die Seele auf der Strecke bleibt. „It’s All About Love“ ist gut, aber eben viel zu glatt für eine Musikrichtung wie Funk. Ein einzelner Saxophonist neben Parker kann da deutlich undisziplinierter vom Weg abweichen und den Stücken einen unerwarteten Drall geben als eine domestizierte Bigband. Hier erinnert der Sound zu häufig ans Einkaufen oder an Fernsehgalas.
Dennoch freut man sich, dass der alte Gefährte von James Brown immer noch aktiv ist. Seine öffentliche musikalische Geschichte beginnt Mitte der sechziger Jahre beim Godfather of Funk. In den Siebzigern ist er Mitmusiker bei den Projekten von George Clinton, allen voran Parliament, um dann bis Mitte der Achtziger zu Brown zurückzukehren. Erst gegen Ende der Achtziger forciert Parker seine Solokarriere, zunächst eben mit Ellis und Wesley. Seit 1970 hat Parker erst 16 eigene Alben veröffentlichtist dafür aber auf Hunderten anderer Musiker zu hören, darunter bei Naheliegenden wie Pronce, aber unter anderem auch bei den Red Hot Chili Peppers, bei Living Colour, Deee-Lite, Bryan Ferry, De La Soul und Keith Richards.
Das Cover der neuen LP erinnert an die Jazzlegenden der Fünfziger und Sechziger. Bis auf den Schriftzug: Der Grafiker versuchte, die vier Buchstaben des Wortes Love um den Namen des Künstlers herum zu drapieren; heraus kam die uncharmante Variante LmaceOVparkEr. Dafür appelliert Parker an die Vinylfreunde: Die LP hat nämlich einen Track mehr – und ein Downloadcode liegt nicht bei. Das ist oldschool.
Die Songs:
Who’s Making Love (Original: Interpret: Johnnie Taylor, Komposition: Homer Banks, Bettye Crutcher) 5:51
I’m In Love (I&K: Bobby Womack) 6:32
Gonna Put Your Lovin‘ In The Lay Away (I: The Isley Brothers, K: O’Kelley Islay, Ronald Isley & Rudolph Isely) 11:23
Love The One You’re With (I&K: Stephen Stills) 6:15
Love Won’t Let Me Wait (I: Major Harris, K: Vinnie Barrett & Robby Eli) 4:14
Isn’t She Lovely (I&K: Stevie Wonder) 5:32
I Love You A Bushel And A Peck (I&K: Frank Loesser) 5:48
Love Is A Many Splendored Thing (I: Four Aces, K: Sammy Fain, Paul Francis Webster) 4:11