Von Guido Dörheide (23.05.2022)
So – hier jetzt mal kein KBV – aber einen Vergleich mit Tara Nome Doyle halte ich nun noch mal für angebracht. Wenn Drittlandsangehörige gen Berlin ziehen, um dortselbst zu musizieren, kommen da oft wundervolle Sachen bei heraus, s. Iggy Pop, Lou Reed. Und nun hier Kat Frankie, gebürtig aus Tralien, seit 2004 mit Wohnsitz gemeldet in Berlin. Ich kenne bisher nur „Bad Behaviour“ aus dem Jahr 2018 und lese da wieder „Grönland“ – danke, Herbert! Gimmamaaanhäääzzurück – ich brauch danääää Libbäääää näch – Mit Flugzeugen in meinem Bauch habe ich mich dann Frankies nächstem Werk genähert, und denke – Wow! Sie lügt! „Shiny Things“ heißt nämlich das Werk, und die Dinge auf diesem Album glänzen vor allem in einer Farbe: Dunkelgrau bis Mattschwarz.
Wo auf „Bad Behaviour“ noch teilweise trotz aller Melancholie funkige, soulige, mich zeitweilig an Sade erinnernde Momente vorherrschten, ist hier nun davon nichts oder fast nichts mehr zu spüren, was mir persönlich sehr zusagt. Der erste Song beginnt gotisch, mit viel Hall allüberall, getragenem Gesang und wunderschön trauriger Atmosphäre. Ab Song 2 erinnern mich das Zusammenspiel von Gitarre und Bass an eine britische Band aus den späten 70ern/frühen 80ern, die einige Jahre später die Heilung für meine Sehnsucht nach düsterer, depressiver, melancholischer Rockmusik darstellte und fürderhin das disintegrative Rückgrat meiner Plattensammlung bildet. Und wenn Robert Smith mal einer Frau den Platz am Mikro abgetreten hätte, dann wäre Kat Frankie eine super Besetzung dafür gewesen.
Melancholie, Getragenheit, dunkle Atmosphäre, Hammer, was Kat Frankie hier auffährt – klar – „Bad Behaviour“ war eingängiger und chartstauglicher, aber „Shiny Things“ hat viel mehr Tiefe und hinterlässt die/den Hörenden viel beeindruckter. Ich liebe diese Stimme und freue mich bei jedem Mal, wo (mir fällt gerade keine bessere grammatikalische Umsetzung als jetzt hier die Schwäbische [Fränkische? mbb] ein) „Shiny Things“ in meiner inneren Jukebox rotiert, über diese Düsternis in der wundervollen Stimme, die mit perfekt dazu abgepasster Musik kombiniert wird. Und wenn Kat Frankie in absehbarer Zeit in ihrer Wahlheimat auftreten sollte, sage ich voller Überzeugung „Wir fahren nach Bochum!“