Houses Of Heaven – Within/Without – Felte 2024

Von Matthias Bosenick (07.08.2025)

Ein tragisches Ereignis ist der Grund, warum Houses Of Heaven ins Bewusstsein des Rezensenten kamen: Nach dem Tod des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy teilte jemand in diesem Internet den Song mit dem programmatischen Titel „The End Of Me“, den McCarthy für das Trio aus Oakland einsang. Flugs das Album erworben, stellt sich heraus, dass die anderen Songs sogar noch besser sind: Achtziger-Synthie-Sounds kombiniert mit analogen Instrumenten und zeitgemäßem Songwriting, melancholische Stimmung, und dann noch auf graumeliertem Vinyl. Eine schöne Entdeckung!

Nicht nur mit dem Opener „Strange Temptation“ erinnern Houses Of Heaven mit Sounds und Songwriting an Spleen United aus Kopenhagen und deren erstes, indes bereits 20 Jahre altes Album „Godspeed Into The Mainstream“. Der zurückhaltende, aber klare und dadurch melancholische, trotzdem kraftvolle Gesang ähnelt dem von Bjarke Niemann. Dazu analoge Synthies, Midtempo, dunkel getünchte Stimmung und reich verzierte Sounds, die mehr zu bieten haben als nur Synthies, nämlich eingewebte Gitarren und echte Drums, die die ansonsten dominanten synthetischen Drums bereichern.

Natürlich klingen die Sounds sehr nach den Achtzigern, trotz der moderneren ersten Assoziation. Herrlich lebendige Bassläufe, dunkle Grundierung, angenehm einnehmende Synthiemelodien sowie Elemente, die dem frühen EBM oder dem amerikanischen Industrial entnommen sind. So klang vor 40 Jahren bisweilen sogar der Radiopop, aber nur bisweilen, denn Houses Of Heaven drücken die Stimmung manchmal für die Breitenwirksamkeit etwas zu sehr, was das Hörvergnügen wiederum enorm steigert. In die Achtziger-Disco geht es mit „Within/Without“ daher nicht, und das ist auch gut so. Man kann zwar zu den Songs tanzen, aber anders.

Erstmals schneller wird das Album mit „New Decay“ an vierter Stelle, das einen treibenden Rhythmus hat, wie eine lebendigere Version von – sagen wir – DAF oder Nitzer Ebb, versetzt wie jene mit dem Basslauf, der Leute aus den Sitzen peitscht. Ähnlich treibend, jedoch im Midtempo verfährt das Trio später auch in „Serpent Coil“, das mit den teils recht hart gespielten Synthies die EBM-Anteile erhöht. Das gemäßigte Tempo in „The Depths You Hold“ kombiniert mit den Sounds erinnert an die Nine Inch Nails zu Zeiten um „Pretty Hate Machine“, und wenn dann einmal die Gitarre hineinfräst, sogar an „Closer“ vom Album danach.

Eine direkte Soundkopie bekommt man in „Deserve“ zu hören, denn die Synthie-Drums kennt man exakt so von „Work For Love“, dem auch „With Sympathy“ genannten 1983er Debütalbum von Ministry. Hier stricken Houses Of Heaven aber einen ganz anderen Song drumherum, der die Stimmung von Spleen United mit dem Gesang von einem zweiten Gast kombiniert, nämlich Mariana Saldaña alias BOAN, die ihren Beitrag auf Spanisch singt. Als weitere wunderbare Details sind in „Flesh Techniques“ unerwartete Dub-Effekte untergebracht – und der Rauswerfer „Sightline“ verbindet den bisherigen Retro-Sound mit Drum And Bass.

Und dann „The End Of Me“, Song Nummer drei, gesungen von Douglas John McCarthy. Die Sounds wie gehabt, die Stimme schärfer als die bei Houses Of Heaven, der typische Nitzer-Ebb- oder Fixmer/McCarthy-Gesang, wenn auch nicht ganz so geshoutet, der trotzdem alles ins Mikro wirft und die Hörerschaft nicht kaltlässt. Wie es den Anschein hat, ist sein „The End Of Me“ sogar das letzte auf Tonträger festgehaltene Lied, zu dem er seine Stimme erhob.

Für Houses Of Heaven ist „Within/Without“ das zweite Album, nach „Silent Places“ aus dem Jahr 2020 sowie der Debüt-EP „Remnant“ aus dem Jahr 2017. Zur festen Besetzung gehören Programmierer und Keyboarder Adam Beck, Sänger, Gitarrist und Keyboarder Keven Tecon sowie Schlagzeugerin Rachel Travers, der zum Zeitpunkt des Debüts noch als viertes Mitglied aufgeführte Schlagzeuger Nick Ott ist als Songwriter noch einmal vermerkt. Beck, Tecon und Ott kennen sich noch von dem Vorab-Projekt Vaniish, Tecon und Travers waren zusammen bei Wax Idols. Weitere Nebenarme schließen The Soft Moon mit ein, bei denen Tecon Mitglied war.