Hin- und weggesehen. Filme und Serien

Von Chrisz Meier (05.08.2025)

Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen.

Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung. Und siehe da, seit der letzten Kolumne sind fünf Monate vergangen und es hat sich einiges angesammelt.

Noch früh im Jahr, im Januar (hey, das reimt sich!) war ich im „Haus der Lügen“ (F 2022) und beobachtete, wie eine Frau in finanziellen Schwierigkeiten sich als die uneheliche Tochter eines reichen Immobilienhaies ausgab (oder ist sie es wirklich?), um an Geld zu kommen. Dabei muß sie versuchen, mit der dysfunktionalen Familie des Reichen klarzukommen. Da dies alles wendungsreich inszeniert ist, kann ich „Haus der Lügen“ fast empfehlen. Fast deswegen, weil zwei Zutaten nicht in ausreichender Menge vorhanden waren: Bissigkeit und Tempo. Wenn es um das Verarschen von Reichen geht, darf es m.E. gar nicht böse genug sein.

Maxxxine“ von 2024 ist der letzte Teil der sog. „X-Trilogie“ des Drehbuchautors und Regisseurs T. West. Ihm gingen „X“ und „Pearl“ voraus, wobei „Pearl“ die Vorgeschichte zu „X“ erzählt. In allen drei Teilen stehen M. Goth und ihre Versuche, unbedingt ein Star zu werden, im Mittelpunkt. „Maxxxine“ nun spielt in den 80ern und die Titelheldin versucht, ein großer Name im Pornogeschäft zu werden. Erfahrungen in der Branche sammelte sie ja schon im ersten Teil. Gleichzeitig meuchelt ein Serienkiller mehrere junge Starlets in Hollywood, viele Kolleginnen von Maxxxine haben Angst, außerdem ist noch ein mysteriöser Privatdetektiv hinter ihr her. Ein Kritiker schrieb darüber: „Sex, Drogen und Gewalt durchdringen diese Scheinwelt, die Ti West in ihrer ganzen anrüchigen, faszinierenden Schmierigkeit auf die Leinwand bringt.“ Dem kann ich nur zustimmen und empfehle, die X-Trilogie von Anfang bis Ende durchzuschauen. Vielleicht nicht gerade an einem Tag.

Weiter geht’s mit Horror! (Ja, ich gebe zu, daß Romcoms nicht meine Lieblingsfilme sind!) Smile 2“ (2024) schafft mal etwas ganz Seltenes in der Welt der Sequels: Er ist tatsächlich noch etwas besser als sein schon gar nicht mal schlechter Vorgänger von 2022. Der zweite Teil setzt nur wenige Stunden nach den Geschehnissen des ersten ein, weshalb man dessen Ende noch gut im Gedächtnis haben sollte. „Smile 2“ führt uns – wie schon „Maxxxine“ – in eine Schein- und Glitzerwelt, diesmal in die der Pop-Superstars. Gezeigt wird das Leben der Sängerin Skye Riley kurz vor Beginn einer Welttournee, und dies durchaus realistisch, mit mehr Schatten- als Sonnenseiten. Besagte Sängerin nun erlebt mehr und mehr bizarre (und verstörende) Ereignisse, die von den Menschen um sie herum ausgehen. Zu sehr ins Detail möchte ich gar nicht gehen, nur so viel: Viele Wendungen sah ich nicht kommen, und ich sah schon einiges. Dazu kommt, daß die mir bis dahin unbekannte Hauptdarstellerin N. Scott („Aladdin“, „Power Rangers“) eine sensationelle Leistung liefert, Respekt! „Smile 2“: Eine Empfehlung.

Nicht so „Raus aus dem Haus“, was uns als „schrullige Komödie“ verkauft wird. Anhand der Besetzung – P. Dinklage, S. Maclaine – dachte ich, daß das sogar funktionieren könnte. Die Handlung vereint die beiden unter einem Dach, jedoch unter irrigen Annahmen beiderseits. Der Film startet sogar ganz vielversprechend mit einigen bösen Dialogen und recht lustigen Slapstickszenen, verflacht dann aber zusehends und kriecht dann auf ein langweiliges und nichtssagendes Ende zu. Nur für Die-hard-Fans der beiden Hauptdarsteller.

Auch keine Komödie, und schon gar keine schwarze, war „Greedy People“ (2024). Zwei US-Provinzbullen kommen plötzlich und unerwartet zu viel Geld – und einer Leiche. Desweiteren spielen ein Auftragskiller, sein Auftraggeber und weitere zwielichtige Gestalten ihre Rollen. Das könnte tatsächlich lustig werden, wenn, ja wenn die richtigen Leute das Drehbuch schreiben. Hier taten es die falschen. Oder aber, und das kann tatsächlich auch sein, die Definition von „schwarzer Komödie“ hat sich in den letzten Jahren komplett verändert und jetzt gilt es als lustig, wenn Unbeteiligte völlig unmotiviert und ohne Sinn erschossen werden und dramatische Momente ein Joke sind. Diese „Greedy People“ waren einfach nur ärgerlich.

Und jetzt zu etwas völlig anderem: Schon etwas älter, nämlich von 2018, ist die Serie „Strangers“. J. Simm, bekannt aus „Life On Mars“, spielt hier einen Professor, dessen Frau bei einem Unfall in Hongkong, wo sie öfters beruflich zu tun hatte, ums Leben kommt. Als er hinfliegt, um die Formalitäten zu erledigen und die Leiche nach England zu überführen, wird er mit der Tatsache konfrontiert, daß seine Frau in Hongkong ebenfalls verheiratet war und mit ihrem dortigen Mann zusammen eine Tochter hatte. Zudem war sie anscheinend in unseriöse Geschäfte verwickelt.

Doppelidentitäten sind jetzt nicht gerade der neueste heiße Scheiß, in den acht Episoden der Miniserie wird dieses Thema aber gut umgesetzt. Das liegt ebenso an den Darstellern wie auch an der Kulisse: Genau wie der Protagonist stehen auch wir als Zuschauer inmitten dieser völlig fremden asiatischen Welt und wissen nicht, wo hinten und vorne ist.

Nochmal zurück zum Horror. Als Freund gepflegten Grusels kam ich an „Heretic“ natürlich nicht vorbei. Und tatsächlich war das erste Drittel des Films, indem zwei Mitglieder einer christlichen Sekte Seelenfang von Haustür zu Haustür betreiben und bei H. Grant landen, recht unterhaltsam. Denn in diesem ersten Drittel wird fundierte Religionskritik auf hohem Niveau betrieben, und das freute mich als gottfreien Mann. Danach allerdings geht der Film über zu einem der üblichen Katz-und Maus-in-einem-unheimlichen-Haus-Filme (in dem Glauben nur noch vordergründig eine Rolle spielt) und das hohe Niveau sinkt auf Mittelmaß. Das soll jetzt aber keine Warnung sein; „Heretic“ ist durchaus annehmbar.

Ok, soviel für heute! In der nächsten Folge landet K. Winslet in Hitlers Badewanne. Und jetzt raus aus dem Internet!