Von Chrisz Meier (30.01.2025)
Ich bin gerade wohl mehr in Film- als in Musiklaune, außerdem hänge ich mit meinen Filmbeobachtungsergebnissen ein wenig hinterher – darum jetzt eine weitere Folge Hin- und weggesehen.
Erinnert sich noch jemand an den September 2024? Ist lange her, genauso lange wie der Hype um „Poor Things“. Regisseur Y. (oder J.) Lanthimos stach bisher durch skurrile, aber durchaus sehenswerte Filme wie „Dogtooth“, „The Killing Of A Sacred Deer“ oder „The Lobster“ heraus, darum war die Erwartung an „Poor Things“ hoch. Und ich muß sagen, mich hat er nicht wirklich begeistert, allerdings kann ich auch nicht wirklich begründen, warum. Er erzählt eine skurrile Geschichte um eine junge Frau mit dem Gehirn eines Babys, die sich emanzipiert und sich von Anfang an von keinerlei Zwängen in ihrer Entwicklung hemmen lässt. Und das Ganze hat auch noch ein Happy End! Trotzdem konnte ich mit der Überdrehtheit des Films nicht warmwerden. Genügend andere Leute fanden ihn jedoch gut; Lanthimos und allen am Film Beteiligten sei es gegönnt.
Auch nicht wirklich gefallen hat mir „Wednesday“, ein Spin-off der „Addams Family“. Obwohl T. Burton viele seiner Finger im Spiel hatte, war zumindest die erste Staffel – auf mehr hatte ich keine Lust – nicht mehr als eine Comedyserie für Teens. Und J. Ortega in der Titelrolle wirkte viel zu jung, um sich in einen Jungen zu verlieben. Fast schon unangenehm.
Die folgende Meinung wird einige an meinem Verstand zweifeln lassen: Ich finde, daß „Matrix: Resurrections“ der zweitbeste der (bisher) vierteiligen Reihe ist. Natürlich mit großem Abstand hinter dem ersten Teil! Dennoch: Was der eine Wachowski-Mensch hier 2021 geschaffen hat, hat Hand und Fuß, greift die ursprüngliche Idee der Matrix gekonnt auf, versetzt die Protagonisten von 1999 geschickt in die Jetztzeit und, was nicht zu unterschätzen ist, zeigt uns Action, die zu großen Teilen handgemacht ist. Das traut sich heutzutage ja fast niemand mehr. Im Kino und bei Kritikern gefloppt, sage ich, daß sich reinschauen lohnt. Besser als Teil zwei und drei ist er allemal.
Mit „Schock“ (2023) beweist der deutsche Film, daß er besser ist als sein Ruf, der sicherlich durch unsägliche „Komödien“ nachhaltig beschädigt ist. D. Moschitto, der auch Co-Regie führte, spielt hier einen Arzt ohne Approbation, der über die Runden kommen muß. Das tut er, indem er diejenigen versorgt, die aus juristischen/justiziellen Gründen in kein Krankenhaus gehen können; Gangster also. Selbstverständlich hat er es dabei mit unangenehmen Leuten (u.a. A. Engelke, F. Yardim, der hier mal nicht nervt) zu tun und muß unangenehme Sachen machen. Irgendwann eskaliert die Situation und der Arzt muß drastische Maßnahmen ergreifen. Sehenswert, weil glaubhaft, gut gespielt und angenehm humorfrei.
Immer noch im September ´24 sah ich „Hotel Artemis“ von 2018 noch einmal und stellte fest, daß J. Foster hier eine ähnliche Rolle wie D. Moschitto in „Schock“ spielt: Sie versorgt Kriminelle medizinisch, allerdings in einem zur Festung ausgebauten Hotel, während draußen, in den Straßen von L.A., ein Riot losbricht. Und weil es nicht lange gut geht, wenn Kriminelle unter sich sind und von außen immer mehr Nachschub hineinwill, hat Foster bald mehr zu tun, als ihr lieb ist. Fazit: Solide Action, morbide Stimmung und ein gelungener Plot. Nebenbei kann man D. „Muskelberg“ Bautista in einer frühen Rolle sehen.
Und dann tauchte ich ab in meine eigene Vergangenheit und holte mir die komplette Serie „Sledge Hammer“ als Leihgabe ins Haus. Diese Serie aus den Jahren 1986-88 könnte und würde man heute nicht mehr machen. Sledge Hammer ist ein Polizist, der immer, wirklich immer, nach der gewalttätigsten Lösung aller Probleme sucht. Seinen riesigen Revolver nennt er Suzy und spricht mit ihm, seine neue Kollegin akzeptiert er nur, wenn sie beweist, daß auch sie zuschlagen kann, und auch sonst trieft Hammer vor Vorurteilen und Fehleinschätzungen. Sozusagen ein Dirty Harry in lustig. Damals war das Comedy, heute bittere Realität in den Reihen von US-Cops.
Einer geht noch: „Prey“ von 2022. Die Filme der Predator-Reihe mag ich nicht. Die sind wie Slasherfilme mit Monstern. Dieser hier war allerdings anders, denn er spielt im 17. Jahrhundert unter Native Americans. Hier, in dieser von Weißen noch weitgehend unverpesteten Welt, muß sich eine Komantsche-Kriegerin mit dem Ding aus einer anderen Welt auseinandersetzen, das technisch deutlich überlegen ist. Gefallen haben mir hier das Setting und die Haltung des Films. Weiße werden als die Barbaren dargestellt, die sie im Umgang mit der indigenen Bevölkerung und der Natur nun mal waren, und auch der Alien-Predator ist in diesem Zusammenhang nicht besonders viel schlimmer, nur besser gerüstet und zum Glück – im Gegensatz zu den Weißen – alleine. Gefallen hat mir auch, daß ich den Film auf DVD in der Originalsprache der Indigenen sehen konnte (mit UT), was die Atmosphäre von „Prey“ noch mehr von meiner eigenen Welt entkoppelte. Empfehlung!
Soviel für heute, demnächst mehr, u.a. über „Searching“, einem in seiner Machart bisher einzigartigem Film. Und jetzt raus aus dem Internet!