Von Chrisz Meier (24.09.2025)
Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen.
Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung. Denn schlechte Filme = Zeitklau.
„Heavier Trip“ ist die Fortsetzung von „Heavy Trip“ von 2018. In diesem ging es um die finnische Death-Metal-Band Impaled Rectum und ihrem Trip zu einem norwegischen Metal-Festival. Und nein, den habe ich nicht gesehen. Hätte ich aber tun sollen, denn die Fortsetzung von 2024 setzt einiges an Vorwissen voraus. Und so verstand ich einige Gags nicht in diesem Film, in dem sich besagte Band auf den Weg macht, in Wacken zu spielen. Roadtrips mit Bands sind ja ein ganz eigenes Filmgenre und die besten sind die, in denen Gags für Musiker und solche für Nichtmusiker in ausgewogener Mischung koexistieren. „Heavier Trip“ hat zu wenig für Musiker und auch das Timing ist nicht gut. Fazit: Eine nicht wirklich gelungene Fortsetzung.
Habe ich in dieser Kolumne schon mal erwähnt, daß ich ganz gerne mal einen Kriegsfilm schaue? Und daß ich K. Winslet für eine gute Schauspielerin halte? Und auch Biopics gegenüber nicht abgeneigt bin? Tja, dann habe ich mich jetzt geoutet. „Die Fotografin“ vereint alles drei, war daher von mir mit Spannung erwartet – und hat mich nicht enttäuscht. Winslet spielt Lee Miller, die das amerikanische Militär auf seinem Weg der Befreiung Nazideutschlands in den letzten Kriegsmonaten 1945 als Fotografin im Auftrag der „Vogue“ begleitet. Dabei muß sie sich unsagbarem Grauen stellen, als die US Army die KZ Buchenwald und Dachau befreit. Nervenstark schießt sie mit die ersten Bilder aus deutschen Vernichtungslagern, die die Weltöffentlichkeit zu sehen bekommt. Auf ihrem weiteren Weg gerät Miller/Winslet wiederholt unter Beschuss, weil sie direkt an die Front geht. Schließlich gelingt ihr der Coup: Die Amis haben in München Hitlers Stadtvilla besetzt und Lee Miller ist die blonde Frau, die sich in des Führers Badewanne ablichten lässt, ein Jahrhundertbild. Dieser Film beeindruckt auf mehreren Ebenen, filmisch, dramaturgisch und darstellerisch. Ein großes Werk mit einer großen Schauspielerin. Absolute Empfehlung.
Ein wirklich ganz, ganz anderes Thema behandelt „Red Rooms“ (F 2023). Eine junge Frau arbeitet als Model, nebenbei zockt sie online beim Poker – und wird Groupie eines Serienmörders. Dieser ist glücklicherweise schon gefaßt und steht vor Gericht. Die Protagonistin „besucht“ ihn an jedem Verhandlungstag. Außerdem spielen Videos, die der Mörder von den Morden gedreht hat, eine wichtige Rolle. Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn „Red Rooms“ ist eine weitere Empfehlung, jedenfalls für alle, die auf verstörende Psychothriller stehen, und wer tut das nicht?
Auch der nächste Film stellt eine Frau in den Mittelpunkt. Naja, „Frau“. Die Hauptfigur in „Companion“ ist ein weiblicher Android. Im Gegensatz zu so vielen anderen Filmen ist hier die Maschine nicht die Bedrohung, sondern das Opfer. Und zwar das eines ausgeklügelten Komplotts ihres Freundes. Auch hier kann ich nicht mehr verraten, ohne das Vergnügen zu schmälern. „Companion“ ist eine ziemlich abgedrehte schwarze Sci-Fi-Komödie mit zwar nicht sehr bekannten, dafür aber ziemlich guten jungen Schauspielern und -innen, die dann wohl demnächst die nächsten Topstars von Tinseltown werden.
Ok, Zeit für eine Warnung. Eine Sturmwarnung. Allerdings nur für alle, die „Twister“ von 1996 nicht nur vom Hörensagen kennen. „Twisters“ von 2024 ist praktisch nochmal das Gleiche. Also Tornados, deren Jäger, Warnungen, die in den Wind geschrieben werden (der musste sein), umherfliegende Sachen, Zerstörung, Freundschaft, Feindschaft usw. usf. Kann man gucken, muß man aber nicht.
Genausowenig wie „Riff Raff“ (2024) bzw. sollte dieser noch viel weniger angeschaut werden, denn er ist ärgerlich. Angepriesen als schwarze Komödie mit Gangstern, ist dieses Machwerk ein Nichts. Nicht lustig, nicht spannend, nichts. Hin und wieder ist er äußerst ordinär, was dann wohl lustig sein soll. Für „Riff Raff“ gilt das, was ich letztens über „Greedy People“ geschrieben habe, nämlich, daß sich die Wahrnehmung über schwarze Komödien möglicherweise geändert hat, natürlich nicht zum Besseren. Dieser Film weist in die gleiche Richtung. Schlimm.
In meiner Beobachtungschronologie sind wir jetzt im Sommer angekommen. Da dieser in diesem Jahr zum Glück überwiegend nicht besonders heiß war, konnte man ihn auch mal mit einem dreieinhalbstündigem Werk verbringen. Gemeint ist natürlich „Der Brutalist“ mit A. Brody, F. Jones und G. Pearce in den Hauptrollen. Um es vorweg zu nehmen: Mir hat dieser Film sehr gut gefallen. Die vielen schlechten Kritiken, die er bekommen hat, stammen vermutlich von jungen Leuten bzw. Menschen, für die es die schlimmste Folter sein muß, sich dreieinhalb Stunden lang auf eine, und nur eine Geschichte zu konzentrieren. Wer das kann, wird belohnt. Belohnt mit einer ungewöhnlichen Story um einen Architekten, der etwas wirklich Großes erschaffen soll und der aufgrund seiner Biographie seine dunklen Seiten hat. Natürlich nimmt der Film sich Zeit, um das zu erzählen. Langweilig wird er dabei aber niemals, weder inhaltlich noch visuell. Dazu sind auch die Mitwirkenden viel zu gut. Empfohlen für Leute mit Aufmerksamkeitsspanne.
Aus der Rubrik „wieder gesehen – gern gesehen“ stammt „The Many Saints Of Newark“. Dieser Spielfilm von 2021 erzählt die Vorgeschichte zu den „Sopranos“, dieser legendären TV-Serie um einen Mafiaboss aus New Jersey. Diese Serie ist absolutes Pflichtprogramm, ein must see. Der Spielfilm setzt ca. 30 Jahre vorher ein; hier sieht man den jungen Tony Soprano, der gerade damit anfängt, kriminell zu werden. Gespielt wird er von dem echten Sohn des 2007 verstorbenen James Gandolfini, dem Hauptdarsteller der Serie. Es ist ganz klar und einfach: Wer die Sopranos nicht komplett gesehen hat, kann mit diesem Film nicht viel anfangen. Wer sich allerdings auskennt, bekommt hier viele kleine Geschenke. Für Fans.
Ok, soviel für heute! In der nächsten Folge geht es u.a. um eine ziemlich mißlungene Kapitalismuskritik aus Deutschland. Und jetzt raus aus dem Internet!