Von Chrisz Meier (10.12.2024)
Ich liebe Filme. Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen. Klar, ich habe meine Lieblingsgenres und bestimmte Vorlieben und Abneigungen und die werden bestimmt im Folgenden deutlich, denn ich möchte hier mal auflisten, was ich in letzter Zeit so weggeguckt habe. Ich gehe dabei chronologisch vor und beginne im Mai 2024.
Da gab es zunächst „Baby To Go“ (OT „The Pod Generation“, USA 2023). Endlich müssen Frauen Kinder nicht mehr auf natürlichem Weg bis zur Geburt austragen, sondern können das von einer künstlichen, tragbaren Gebärmutter besorgen lassen. Würde mich nicht überraschen, wenn das in Kürze mehrheitsfähig wird, denn es ist ja soooo praktisch. Und wie immer, wenn sich Menschen auf neue Erfindungen und Trends stürzen, fragt niemand, ob das wirklich nötig ist oder wem das nützt. Im Gegenteil werden die, die dabei nicht mitmachen wollen, als Außenseiter behandelt. Wäre dieser kritische Aspekt noch etwas deutlicher ausgearbeitet worden, hätte dieser Film eine scharfe Satire werden können; so bleibt er etwas seicht und tut niemandem weh. Chance verschenkt.
„Anatomie eines Falls“ (F 2023) ist ein schönes Gerichtsdrama, in dem S. Hüller beschuldigt wird, ihren Mann umgebracht zu haben. Hüller beweist einmal mehr, daß sie es wirklich kann, und entschädigt hier für ihre Mitwirkung an dem unsäglichen „Toni Erdmann“. „Anatomie eines Falls“ ist auch die Anatomie einer Beziehung, und Beziehungen laufen nun mal gut und mal schlecht. Und das wird der Beschuldigten vor Gericht stets zu ihrem Nachteil ausgelegt. Der Film verzichtet auf Action und bleibt dank dem Spiel der Beteiligten bis zum Schluß emotional und spannend.
Das kann man von „Drive Away Dolls“ (USA 2024) leider nicht behaupten. Und das, obwohl einer der Coenbrüder maßgeblich beteiligt war. Der Streifen versucht sich als Roadmovie mit zwei jungen Frauen am Steuer, die unwissend einen Koffer mit brisantem Inhalt transportieren und deshalb natürlich von Gangstern gejagt werden. Die üblichen Zutaten eines Roadmovies kommen zwar vor, auch die bei den Coen-Brüdern beliebten skurrilen Gestalten, nur leider funktioniert nichts davon. Nur in Sachen Obszönität kann der Film einiges vorweisen, das ist halt nur so gar nicht mein Ding.
Funktioniert hat dagegen ein ganz anderer, nämlich – und das hätte ich überhaupt nicht erwartet – M. Freeman in der Miniserie „The Responder“ (GB 2022). Endlich, ENDLICH spielt Freeman nicht zum x-ten Mal den vertrottelten Watson aus dem mißlungenen Sherlock-Holmes-Aufguß, sondern einen ziemlich fertigen, von Krisen geplagten Bullen in Liverpool. Und das sehr glaubhaft. Ich mag Filme, in denen eine Fehlentscheidung eine Abwärtsspirale in Gang setzt (Paradebeispiel: „U-Turn“ von 1997), und diese Serie bedient mich gut. Auch für Leute interessant, die nicht unbedingt auf Krimis stehen.
Damit sind wir schon im Juli 2024. Hier sah ich zunächst „Pearl“ (USA 2022), den Mittelteil einer Trilogie, der aber chronologisch vor dem ersten Teil spielt. M. Goth spielt hier (und in den beiden anderen Teilen) eine junge Frau, die es unbedingt ins Rampenlicht schaffen möchte (der Film spielt 1918), und dafür, nun ja, über Leichen geht. Ungewöhnlicher, streckenweise sehr blutiger Horror trifft auf Coming-of-age. „Pearl“ betritt neue Pfade im Horrorgenre und ist deshalb für Horrorfans und Leute, die Blut sehen können, eine Empfehlung.
Ja, ich gucke auch deutsche Filme. Selten zwar, aber es kommt vor. „One For The Road“ (2023) war so einer. Und sogar ein guter! Alkoholismus ist ein oft genommenes Thema im Film und wurde hier überzeugend umgesetzt. F. Lau muß wegen Saufens zur MPU und trifft dort u.a. auf N. Tschirner. Ab hier könnte es peinlich, rührselig, kitschig oder pathetisch werden, aber nein. Der Film balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Comedy und Drama, er beschönigt nichts an der Alkoholsucht, bietet aber auch Hoffnungsschimmer und die Aussicht auf einen Ausweg. „One For The Road“ ist auf jeden Fall viel besser als 90 Prozent der sonstigen deutschen Dutzendware.
Soviel fürs erste, demnächst mehr, u.a. über „Die Wespe“ und die „Theorie von allem“. Und jetzt raus aus dem Internet!