Von Guido Dörheide (10.10.2022)
Was hatte ich jüngst noch über erste Songs auf Alben geschrieben? Entweder fast an Stille grenzendes Instrumentalintro oder gleich losballern? Goatwhore haben sich für Ersteres entschieden und das von mir überaus geschätzte laut.de hat dieses Intro a) als „komplett überflüssig“ und b) als „die letzte Chance zur Flucht“ bezeichnet. Zweiteres unterschreibe ich blind und lege gerne noch sowas wie „die Ruhe vor dem Sturm“ nach. Mit „Born Of Satans Flesh“ haut die wunderbare Kapelle aus New Orleans dann auch gleich so nachhaltig auf die 12 (und 12 ist mehr als 10, sogar mehr als 11!), dass man gar nicht mehr fragen mag, wo Bartel den Most herholt. Hauptsache, er holt ihn, und wenn nicht er, dann nehmen Goatwhore den sprichwörtlichen Korb in die Hand und rennen los. Egal wohin, Hauptsache, es tut weh.
Auch auf ihrem jüngsten Album erzeugen Goatwhore viel Schmerz und verbinden die Musik des Death Metal mit einem eher blackmetalligen Gesang nebst apselut druckvoller Produktion. Aber Goatwhore wären nicht Goatwhore (ja, ich gebe zu, dass es Spaß macht, den überaus gelungenen Bandnamen immer und immer wieder hier hinzuschreiben), wenn nicht Louis Ben Falgoust II (so der überaus klangvolle Name des Sängers von Goatwhore) geradezu spielerisch zwischen Blackmetalgekreische und Death-Metal-Growls hin- und herwechseln könnte. Sammy Duet liefert dazu Riffs, die richtig schön bretternd nach vorne losgehen, manchmal einfach Death Metal Death Metal und Black Metal Black Metal sein lassen und sich anhören wie der böse Cousin von Motörhead. Was also meint, Goatwhore klingen sehr böse, machen aber beim Zuhören eine riesige Menge an Spaß. Bassist James Harvey und Drummer Zack Simmons tun ihr Übriges dazu, den typischen Goatwhore-Sound, an den gegenwärtig wirklich nur Goatwhore heranreichen, abzuliefern.
Mit „Weight Of A Soulless Heart“ beweisen Goatwhore, dass sie auch das Midtempo beherrschen: Der Song baut sich langsam auf und dann donnern die Instrumente mit dem Gesang um die Wette, ohne jemals schnell oder irgendwie nicht böse zu werden. Das ist groß und man will es sich immer wieder anhören. Ohrwurmqualität! Mit „Nihil“ folgt danach mein Anspieltipp: Hören Sie da mal rein, liebe Lesende, mit diesem Song spielen Goatwhore alles bisher gerne Gehörte mal locker an die Wand, lässig auf Kniehöhe gespielte Gitarrensoli inklusive. Und L. Ben Falgoust II tut alles, um nicht einmal die Tonlage zu wechseln, und überrascht dann trotzdem mit weitaus tieferen Growls, als man sie erwartet hätte. „And I Was Delivered From The Wound Of Perdition“ überrascht dann mit einem akustischen Intro nebst Chorgesang, brettert dann aber breitflächig und langsam-doomig los und wieder einmal mehr wünscht man es sich, nicht mit L. Ben Falgoust II gemeinsam irgendwelche Familienfeste verbringen zu müssen. Ein großartiger Abschluss für ein großartiges Album.
Wieder einmal mehr beweisen Goatwhore, dass sie in ihrem Subgenre des Extreme Metal die Greatest Öv All Time sind.