Von Matthias Bosenick (04.10.2012)
Devin-Fans brauchen dieser Tage ganz viel Geld. Zum einen wegen der verschiendenen Versionen des neuen Devin-Townsend-Project-Albums „Epicloud“, zum anderen wegen der vier vorherigen Project-Alben, die es in zwei verschiendenen Boxformen gibt. Indes: Die Frage, ob sich Devins Alben noch lohnen, nachdem er seine manische Depression überwand und sich in der Folge musikalisch zu geringerer Komplexität veränderte, stellt sich ja auch noch. Die Antwort muss nüchtern ausfallen: Fans bekommen mit „Epicloud“ zwar etwas durchaus Tolles, Gelegentlich-Hörer sind mit diversen älteren Alben allerdings deutlich besser bedient.
„Epicloud“ ist gleichzeitig anders und vertraut. Anders ist, dass Devin etwa Gospel-Chöre stimmig in sein glattgestrichenes Wohlfühl-Metalbrett integriert, vertraut ist, dass Devin offenbar sein Kontingent an verschiedenen Melodien ausgeschöpft hat. Im Gegensatz zu früheren Alben versprüht „Epicloud“ gute Laune, wie auch schon „Addicted“, das zweite Project-Album. Wie damals darf auch dieses Mal wieder Anneke van Giersbergen mitsingen. Seinerzeit bei The Gathering langweilte sie etwas, live ging es gerade noch, aber ihre Stimme fügt sich überraschend vortrefflich in den pathetischen Devin-Metal-Sound ein. Da haben sich zwei gefunden, und das ist gut so. Zusammen machen sie nun also poppig-harten Wohlfühl-Metal mit Hirn. Muss es ja auch geben.
Doch Augen auf beim Albumkauf: „Epicloud“ in der normalen CD-Version hat für Fans keinerlei Sinn. Denn auf Doppel-LP gibt es den Titeltrack als Bonus, jedoch nicht auf der limitierten Bonus-CD, die aus lauter unbearbeiteten Demos besteht, nicht von Album-Tracks, sondern von zehn weiteren Songs, die wiederum ein eigenständiges Album ergeben. Ach, und bei iTunes gibt es noch zwei ansonsten nirgendwo erhältliche Stücke. Und wer will, kauft sich die vier vorherigen Project-Alben einmal als Live-Box „By A Thread – Live In London“ mit fünf CDs und vier DVDs oder als Studioalben-Box „Contain Us“ mit sechs CDs, zwei DVDs sowie als limitierte Version mit einer zusätzlichen 10“. Die Pläne für „Ghost 2“ verwarf Devin übrigens inzwischen, kündigt aber für 2013 das Solo-Album „Casualties Of Cool“ an. Dranbleiben, live sehen.