Von Matthias Bosenick (06.04.2015)
Glaubt man den einschlägigen Black-Metal-Kreisen, gehören Der Weg einer Freiheit inzwischen zum Hype und sind damit bei den eingefleischten Hörern schon wieder uninteressant. Ja, so geht es zu im Untergrund, schon immer und auch 2015 noch. Gut, dann sei „Stellar“, das dritte Album der Würzburger, eben aus Sicht eines Außenstehenden rezipiert. Der hat nun seine Freude daran, dass sich Der Weg einer Freiheit eben nicht sklavisch an Genrevorgaben halten. Die zwischen die traditionellen Parts mit Blast Beats, Rumschreien und kalten Gitarren gesetzten klaren Passagen mit ordentlich Power und dichten Gitarrenteppichen jedenfalls machen die Musik für den Uneingeweihten deutlich attraktiver als die klassisch-skandinavischen Kirchenkoklersoundtracks. Auf typische Posen und Corpsepaint verzichten Der Weg einer Freiheit dankbarerweise auch.
Black Metal war sicherlich in seinen Anfängen eine akustische und mit dem ganzen Antichristengedöns auch inhaltliche Protestform, aber wie es in allen Szenen der Fall ist, die in die Jahre kommen, etablierte sich auch hier längst eine Art Spießertum. Wer nicht ist wie Mayhem, Burzum oder Artverwandte, ist nicht trve. So kocht die Posse ihr oft geschmackloses Süppchen, während offenere Komponisten attraktive Elemente der Musik aufgreifen und mit anderen Spielarten vermengen. Da gab es naheliegende Brücken wie die zum Death Metal (Opeth), inzwischen reichen die Verweise aber auch viel weiter, etwa zum Shoegaze (Alcest). Solche Auswüchse stellen nun eigentlich den Protest gegen den Urprotest dar und sind somit zwangsläufig progressiver als die Basis, sagt der Außenstehende.
Der Weg einer Freiheit nun lassen sich nicht komplett zum Shoegaze hinreißen, auch wenn sie stille oder rasant ambientale Passagen auf ihren Alben zulassen. Ihre ruhigen Sequenzen sind nicht so warm wie etwa bei Solbrud, die Gitarren strahlen meistens eine latente Kälte aus. Nicht vordergründig auf Schönheit ist die Musik angelegt, wenngleich die Band den Hang zu solcher nicht verbergen kann; auch das bereichert den Sound und macht die Platte attraktiv.
Die schnellen Passagen sind technisch einwandfrei und in einer Art und Weise in die Songs platziert, dass sie nicht für sich selbst stehen und damit plakativ wirken, sondern den jeweiligen Track abwechslungsreich machen. Auch in den Breaks zeigen Der Weg einer Freiheit ihre handwerkliche Finesse, indem sie die einzelnen Passagen nicht einfach auf Kante stricken, sondern mit interessanten Ideen verknüpfen und damit von Hörer weitere Aufmerksamkeit abverlangen. Kopfnicken ist zwar möglich, aber da die Gitarren auf „Stellar“ eher unterkühlt sind, stellt sich nicht so sehr das Gefühl von Groove ein wie etwa im Death Metal. Vielmehr lässt man sich vom Soundrausch hinfortfegen und freut sich an den erstklassigen Lärmwellen des Albums.
Die limitierte Fassung der LP kommt mit einer 7“-Single, beide Vinyls übrigens auch in Blau oder Milchweiß, mit zwei Bonus-Tracks, die es in sich haben: „Idyll“ ist eine feine, extrem entschleunigte Akustikpreziose, „Unendlich“ unterstreicht den Abwechslungsreichtum der Band zwischen Entspannung und fast doomend flirrendem Lärm. Beide Tracks gibt es auch auf der limitierten Digipak-CD.
Ist dies nun Mainstream? Scheiß druff. Aus der Draufsicht beim besten Willen nicht; und wenn Der Weg einer Freiheit Mainstream wären, hätte der Mainstream erstmals seit Ewigkeiten endlich mal wieder guten Geschmack. Das ist aber nicht der Fall, also sind sie auch kein Mainstream. QED. Oder so.