Von Matthias Bosenick (01.10.2018)
Sein Album „Dunkelpunk aus Unterwelt“ ist noch nicht so lang auf dem Markt, da legt Dan Scary mit einer EP nach. Auf „Zu wahr, um schön zu sein“ vertieft er seinen Stil: elektronisch unterfütterter Punk, der den Gothic Rock der Achtziger zitiert, als Grundlage für seine politischen und kritischen Texte. Unglaublich, aber er scheint für diese EP nochmal einiges an Druck, Klarheit und Akkuratesse dazugewonnen zu haben – dabei sind die Songs selbst schon fünf Jahre alt.
Skepsis als Grundgefühl für Dan Scarys Texte ist nicht tief genug gegriffen, Pessimismus trifft es eher, noch besser mahnende Schwarzmalerei. Dan Scary blickt sich in der weiten Welt und seiner direkten Nähe um und ist entsetzt von dem, was seine Mitmenschen, und damit auch die des Hörers, allen ernstes anstellen. Das reicht von Isolation über zwischenmenschliche Kälte bis hin zu Absurditäten in Muckerkreisen. In „Lange her“ thematisiert er seine eigene Krebserkrankung, mehr Nähe zum Musiker geht nicht.
Dazu schrammelt und mosht Dan Scary auf der Gitarre und programmiert die Beats auf dem Drumcomputer, eine Kombination, die man noch von den Sisters Of Mercy kennt. Nur hat der Wolfsburger mehr Druck, er arbeitet mit höherer BPM-Zahl. Und mit einer entwaffnenden Ohwurmtauglichkeit. Interessant ist, dass diese frischen Stücke genau dies gar nicht sind, sondern Neuaufnahmen von Liedern aus der Anfangszeit des Solo-Projektes Dan Scary vor fünf Jahren. Wer die Originale kennt, wird feststellen, dass jede Version ihren Charme hat; das macht weder die Urversionen noch diese EP überflüssig. Die EP gibt es als CD, als Download und als Stream.