D-A-D – Speed Of Darkness – AFM Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.02.2025)

Herzlichen Glückwunsch, es ist ein D-A-D-Album! Zum 40. Geburtstag gönnen die dänischen Riffrocker sich und uns mit „Speed Of Darkness“ ein weiteres Album in gewohnter Manier: keine Experimente, Rock’n’Roll-Boogie im Mid- bis Uptempo plus ‘n paar Balladen, schön zum Mitnicken und Biertrinken, man könnte fast von Classic Rock sprechen. Sie spielen alle Trümpfe aus, die sie haben, und gewinnen mit einem soliden Blatt. Der stürmische Applaus bleibt vielleicht aus, aber meckern kann man nicht.

„God Prays To Man“, behauptet der Opener, und leitet den Reigen der satten 14 Songs – in Japan sogar 15 – mit einer Midtempo-Nummer nach Art von AC/DC trifft Status Quo ein. Für das folgende „1st, 2nd & 3rd“ erhöhen D-A-D das Tempo und fahren es für „The Ghost“ wieder zurück. So wie in jenem Song könnten U2 klingen, wären jene nicht an noch größeren Stadien interessiert: nette Gitarrenfiguren dudeln zu freundlichen Riffs und Chorgesang, schöner Radiopoprock für die ganze Familie. Dann kommt mit dem Titellied der erste als Hardrock-Ballade durchgehende Song, gefolgt von der ersten Jammer-Ballade „Hard Over Heels“. Damit sind die Pfosten abgesteckt, die auf die nächsten neun Songs ungefähr genau so erneut verteilt werden. Und in „Crazy Wings“ gibt’s dann auch mal wieder ein Solo, das nach Country klingt, also an die Anfangstage der Band erinnert.

Ansonsten: solide. D-A-D rocken amtlich, da sitzt jedes Riff, jedes Lick und auch jeder Dreck unter den Fingernägeln, die alten Herren haben sich eigens einiges davon aufbewahrt für die Aufnahmen. Das hätten sie sich definitiv einfacher machen können, aber man spürt immer noch, dass die vier Musiker beseelt sind und Bock haben, zu rocken. Das tun sie 50 Minuten lang, in Japan wegen „Let Myself Out Of Love“ noch fast vier Minuten länger, und das tun sie auf eine ansteckende Weise.

Nur nicht mehr so innovativ. Ausgehend von der Cowpunk-Vergangenheit in den Achtzigern, fanden D-A-D rund zehn Jahre später ihre jetzige Form und behielten sie bei, legten aber trotz Twin-Guitar-Einsatzes weitgehend die Schnörkel ab. Insbesondere „Helpyourselfish“ aus dem Jahre 1995 hatte einiges an Spielereien im Sound, die zwar in die Zeit passten, als nämlich der Indierock den herkömmlichen Rock’n’Roll mit Experimenten auch bis in den Mainstream hinein aufwertete, was auch D:A:D, wie sie sich damals schrieben, beherzigten, aber fortan wieder ablegten und sich ganz auf die Bringschuld als Stadionrocker verlegten. Gute Songs indes kamen dabei immer heraus, die zusammengenommen gute Alben ergaben, so wie eben auch dieses, das erste seit fünf Jahren und nach gleich zwei Best-Ofs, die „Speed Of Darkness“ im selben Jahr anteasten. Die größten Experimente in den zurückliegenden 30 Jahren waren das seinem Titel entsprechende „Soft Dogs“, das nämlich ohne den Rock’n’Roll auskam, und „Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark“, dessen Titel lautmalerisch an den kurioserweise von einem großen US-Konzern untersagten ursprünglichen Bandnamen Disneyland After Dark anspielt.

„I’m Still Here“ beschließt außerhalb Japans das Album, und man ist geneigt, den Titel als trotziges Statement aufzufassen, obschon der Song musikalisch alles andere als trotzig ist, nämlich eine dieser Balladen. Trotzig, weil Sänger und Gitarrist Jesper Binzer dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, sein ebenfalls Gitarre spielender Bruder Jacob den 59., und sie beide immer noch gewillt sind, große Arenen zu rocken. Ebenfalls 60 Jahre alt wird Bassist Stig Pedersen, berühmt für die bekloppten Instrumente, die er auf die Bühne schleppt. Das jüngste Mitglied Last Sonne am Schlagzeug ist dies aus zwei Gründen: erst 50 Jahre alt und erst seit 1999 Teil der Band.

„Speed Of Darkness“ ist das 13. Studioalbum der Band, die Live- und Best-Of-Alben sind unzählbar. Einen unguten Beigeschmack hat die Unterstützung, die die Band seit 20 Jahren von den Böhsen Onkelz erfährt, für die D-A-D als Support mitreisten oder über deren Label die Alben in Deutschland vertrieben wurden. Auf das neue Album trifft dies gottlob nicht mehr zu.