Cowboy Junkies – More Acoustic Junk – Cooking Vinyl 2025

Von Matthias Bosenick (14.11.2025)

Ursprünglich im April für den Record Store Day auf gelbem Vinyl veröffentlicht, kommt die Compilation „More Acoustic Junk“ von den ansonsten folkloristisch indierockenden Cowboy Junkies jetzt auch auf CD und im Stream heraus. Das Wörtchen „More“ sagt es: Dies ist die Fortsetzung von „Acoustic Junk“, oder besser: eine Umarbeitung dieses Albums aus dem Jahr 2009, denn fünf der Songs von damals sind hier in neuer Bearbeitung wieder enthalten, dazu fünf neue. Man bekommt, was draufsteht: Die Timmins-Geschwister aus Kanada so fragil, wie sie sich 1988 mit ihrer „Sweet Jane“-Coverversion im Weltgeschehen etablierten, also ohne den rüden Lärm, zu dem sie ebenfalls in der Lage sind. Wunderschön!

Der Gesang von Margo Timmins steht hier klar im Mittelpunkt, klar in doppelter Hinsicht: Klar, weil sie selbstverständlich das Zentrum einnimmt, und klar, weil sie ihre Stimme nicht misshandelt. Akustisch heißt natürlich nicht, dass sie hier ausschließlich von der Akustikgitarre begleitet wird, schließlich hat sie eine ganze Band um sich, und die setzt geboten behutsam auch Schlagzeug, Bass, Banjo, Mandoline und Mundharmonika ein. Acht dieser zehn Songs sind Eigenkompositionen, zwei aus fremder Feder: Gleich der Opener „In My Time Of Need“ ist von Ryan Adams, die „Tired Eyes“ hatte Neil Young. Nach dem klingen auch einige eigene Songs, „Unanswered Letter“ hätte partiell auch von ihm sein können, mit der Mundharmonika und dem „Heart Of Gold“-Anstrich.

Die beiden Coversongs kennt man bereits von der 2009er-Version des Albums, ebenso „He Will Call You Baby“, „Cutting Board Blues“ und „Cold Evening Wind“, teilweise neu gemixt. Heißt: Neu sind „Unanswered Letter“, „Angels In The Wilderness“, „Fairytale“, „Rock And Bird“ und „Something More Besides You“. Die akustische Darbietung kreiert zunächst vorrangig eine Szenerie der Zerbrechlichkeit, der unmittelbaren Schonungslosigkeit, da man die Musizierenden direkt neben sich sitzen zu haben meint, wie sie mit Offenheit eine verletzliche Seite offenbaren. Musikalisch geschieht dies mit Songs, die man sich auch am Lagerfeuer imaginieren kann, die Folk, Country und etwas ungestümere Ausprägungen von Blues in die Indie-Nacht tragen. Wehmütig wimmert die Mundharmonika. Das Feuer knistert. Man rückt näher zusammen. Man ist einander nahe. Es wird einem warm ums Herz.

Hat sich also mal wieder was mit der RSD-Exklusivität, aber was soll’s. Das gelbe Vinyl immerhin hat man ja exklusiv, während die anderen Lauschenden die CD oder den Stream abspielen. Man kann nur immer feststellen, dass es nie verkehrt ist, sich Musik der Cowboy Junkies zuzulegen. Eine großartige, besondere, individuelle Band seit 40 Jahren.

01 In My Time Of Need (von „Acoustic Junk“, 2009)
02 Unanswered Letter (Original auf „The Wilderness: Nomad Series Vol. 4“, 2012)
03 Angels In The Wilderness (von „Acoustic Junk“, Original auf „The Wilderness“)
04 Fairytale (Original auf „The Wilderness“)
05 Tired Eyes (von „Acoustic Junk“, Original auf der „The Post“-Maxi-CD, 1994)
06 He Will Call You Baby (Original auf „One Soul Now“, 2004)
07 Cutting Board Blues (von „Acoustic Junk“, Original auf „At The End Of Paths Taken“, 2007)
08 Rock And Bird (Original auf „The Caution Horeses“, 1990)
09 Something More Besides You (Original auf „Lay It Down“, 1996)
10 Cold Evening Wind (von „Acoustic Junk“)