Von Matthias Bosenick (17.01.2018)
So ganz der riesengroße Wurf wie erhofft ist „The Fallen Ones“ nicht, da waren die Erwartungen vielleicht zu enorm. Doch das ist Jammern über den Kronen: Das Album spielt mit großen Gesten und Gefühlen, was mitreißt, sofern man sich darauf einlassen kann; der instrumentale Post-Rock, für den das Duo aus Hamburg eigentlich steht, ist hier noch eine Spur elektronischer ausgefallen als zuvor. Es gibt also eine Entwicklung auf musikalischer Ebene, auf Emotionaler ist alles wie gehabt. Diese leicht manipulative Stimmung ist nichts für alle Tage, für ausgewählte aber ist es schön.
Das Schlagzeug wummst punktiert, das Klavier federt, die Gitarren picken sich in euphorische Höhen, die Keyboards rollen Teppiche aus, fliegende zumeist. Das alles verströmt den Odeur von Melancholie, also nicht Depression, sondern dem Gefühl von angenehmem Verletztsein, von wohligem Schmerz, in dem man sich suhlen kann, nein: suhlen will. Wie antike Baumeister türmen Collapse Under The Empire ihre grobgehauenen Werkstücke aufeinander, bis sie epische Höhen erreichen und, nun, zu kollabieren drohen, und verzieren sie mit einfachen, aber effektiven Ziselierungen. Was ihnen dabei abgeht, ist leider ein Narrativ; der Baukasten funktioniert bei allen Tracks auf die gleiche Weise, die Überraschungen bleiben aus.
Bei Lichte betrachtet ist die Musik auf „The Fallen Ones“ also enorm simpel. Sie folgt den archaischen Mechanismen, mit denen Gefühle erzeugt werden, und verbirgt dies nicht einmal. Aufgeweckte Hörer könnte dies abschrecken, weil sie die manipulative Kraft dahinter glasklar erkennen. Doch mit einem Quantum Empfindsamkeit hört man darüber hinweg und lässt sich in den Pathos fallen, den „The Fallen Ones“ generiert. Und all dies ohne ein Wort. Hängen bleibt indes kaum ein einzelnes Stück, dafür ergibt das Album als Ganzes einen geschlossenen Stimmungsklotz.
Mit dem vermehrten Einsatz elektronischer Mittel muss man Chris Burda und Martin Grimm zugestehen, dass sie das Genre Post-Rock nicht unbedingt revolutioniert, aber doch erweitert haben. Sie sind zwar kompositorisch nicht so progressiv, sprich: verschachtelt, wie es vergleichbare Genrevertreter sind, aber sie setzen die nicht synthetischen Instrumente ähnlich ein. Die Fläche entsteht hier nur eben nicht allein durch den Einsatz gniedelnder Gitarren, sondern auch mit Synthies. Und aus Flächen errichtet das Duo dann die monolithischen Räume. Ist ja doch auch manchmal ganz schön schön, sowas.
Die LP kommt dieses Mal ohne Extras, dafür aber in der limitierten Form mit einem Cut-Out-Cover, das den Blick auf das Foto auf dem Begleitheftchen freigibt. Der Downloadcode liegt bei.