Biohazard – Divided We Fall – BLKIIBLK Recordings 2025

Von Matthias Bosenick (22.12.2025)

Hand hoch, wer Biohazard überhaupt noch auf dem Schirm hatte! 13 Jahre vergingen seit dem letzten Studioalbum „Reborn In Defiance“, 20 seit dem vorletzten „Means To An End“, und plötzlich liegt „Divided We Fall“ vor und klingt, als wäre es immer noch 1992. Die Stärke der Brooklyner Hardcore-Band war seit jeher, dass sie sich nicht auf das Genre Hardcore beschränkte, sondern ebenso in Richtung Crossover aktiv war und die Härte und das Gniedeln des Metal zuließ. Tja, und so verhält es sich auch auf dem neuen Album, exakt so und nicht anders. Komisch: Es fällt schwer, das Album und die Band dafür Scheiße zu finden. „Divided We Fall“ geht in die Fresse, das gelingt Billy Graziadei, Evan Seinfeld, Bobby Hambel und Danny Schuler auch mit Ende 50 noch wie damals.

Das können sie noch immer: Die Aggressivität des NYHC – New York Hardcore – mit dem Groove des Thrash Metal überkreuzen und dazu ihre zumeist gesellschaftskritischen Texte bellen; man könnte die sprachlichen Auswürfe auch als Rap auffassen. Was schön ist: Das Moderne, etwa den kitschigen Pop des Metalcore, lassen Biohazard völlig außen vor. Hier gibt’s in die Fresse, und gut ist. Und zwar wirklich gut: Biohazard kloppen gekonnt zu, bei aller schlechten Laune merkt man ihnen an, dass sie Bock auf diese Platte hatten.

Man kann jetzt nicht sagen, dass Biohazard hier irgendwelche Räder neu erfinden, nicht mal bekannte Räder neu anstreichen. Sie machen so weiter wie gehabt, aber der Unterschied ist, dass das bei Biohazard wie gehabt von sich aus bereits eine gewisse Vielseitigkeit einschließt. Schon damals stachen sie damit aus der NYHC-Szene heraus, dass sie mehr Metal zuließen, und das behalten sie bei. So oft, wie es hier hüpfemäßig groovt oder speedy davonprescht, und das inmitten von einem dem Punk nahem Geboller und Gebelle. Und wenn man feststellt, dass eigentlich keiner der elf dreieinhalbminütigen Tracks heraussticht, ist das nicht mal despektierlich – das passt hier einfach alles in einen brutalen Fluss.

Die meisten Leute, die Biohazard für „Urban Discipline“ und „State Of The World Address“ mochten, dürften die 1987 gegründete Band bereits vor 30 Jahren wieder aus den Augen verloren haben, trotz der vielen ebenbürtigen Alben, die danach noch kamen. Wer nicht am Puls blieb, erfuhr lediglich, dass die VÖ-Abstände vor 20 Jahren größer wurden, aber nicht, dass es die Band zweimal gar nicht mehr gab. Seit 2022 erst findet diese dritte Inkarnation statt, die der des 1990 eingespielten selbstbetitelten Debütalbums entspricht. Und das ist eigentlich das erstaunlichste an diesem Comeback-Album: Da hat nicht ein übriggebliebener Altgedienter einige Söldner um sich geschart, sondern die ganze Band steht hier zusammen, wie man sie kennt. Von wegen, „Divided We Fall“!