Beau – Live In Lichfield – Fruits De Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (14.10.2025)

Allein mit seiner Zwölfsaitigen brachte Beau alias Trevor Midgley aus Leeds im Jahre 2012 beim Lichfield Festival einige seiner Folksongs zu Gehör. Das war damals der erste Gig, den das Label Fruits De Mer promotete, und dafür dankt es nun, indem es vier Stücke dieses Auftritts als Acht-Zoll-Vinyl herausbringt. Bekanntheit erlange Beau überdies, weil er 1969 als einer der ersten Künstler auf Dandelion Records veröffentlichte – dem Label von John Peel.

Man wähnt sich in einem Pub, wenn man diesen Mitschnitt hört: Folk nach englischer Art, vorgebracht allein zur Gitarre, in einem verhaltenen, aber nachdrücklichen Tonfall in mittlerer Stimmlage, also der klassische Klampfenhansel, der das Betrinken untermalt, könnte man meinen, doch bringt Beau hier keine ansteckende Mitmachmucke. Seine Songs sind reflektiert, verinnerlicht, nach typischer englischer Art mit gefühlt unendlich vielen Strophen, was nicht stimmt, und auf der glasklaren Gitarre begleitet, die er je nach Erfordernis in den Hintergrund seines Gesangs drängt oder als Schwerpunkt energievoll in den Vordergrund rückt. Obschon er keine protzerischen Spielereien generiert, schrammelt er auch nicht simpel auf dem Instrument herum. Beau fordert zum Zuhören auf, und das Publikum leistet ihm begeistert Folge.

Lichfield, West Midlands, Staffordshire, da muss man sich schon auskennen, und das ist nicht mal in der Nähe von Walton-on-Thames, wo das Label Fruits De Mer ansässig ist. Dort also trat der heute 79jährige Beau vor 13 Jahren auf. Auf dem Kontinent ist der Mann eher nicht so bekannt, dabei war seine Single „1917 Revolution“ 1969 die zweite Veröffentlichung auf John Peels Dandelion-Label. Der Song klingt denen von „Live In Lichfield“ nicht unähnlich, da lässt sich eine Stringenz festhalten. Sein offenbar bekanntestes Lied indes, „The Roses Of Eyam“, nahm er 1975 unter dem Alias John Trevor auf und veröffentlichte es erst 2007. Heute ist es erhältlich via Cold Spring Records, dem Industrial-Neofolk-Label, ja. Cherry Red ist das andere Label, das sich um sein Oeuvre bemüht, also ein eher waviges Umfeld. Nun also die Psychedeliker Fruits de Mer, dabei ändert sich trotz der diversen Genreumfelder an seiner Musik nichts: Einfach nur ein Mann an seiner Zwölfsaitigen, der englische Folklieder singt.