Barbie – Greta Gerwig – USA 2023

Von Maren Haas (30.07.2023)

Was habe ich erwartet? Ehrlich gesagt, nicht viel, aber ich hatte gehofft, dass, wenn Coming-of-Age-Regisseurin Greta Gerwig (Little Women, Frances Ha, Lady Bird…) so einen Film realisiert, so einiges an systemischen Problemen unter dem rosa Blockbuster-Zuckerguss zum Vorschein kommen würde.

Und ja, der Film ist selbstverständlich Mattel-Marketing bis zum Umkippen, Konsumkritik ist non-existent, aber die erste große Überraschung war für mich die Darstellung der (rein männlichen) Mattel-Führungsriege, die fast noch trotteliger unterwegs ist, als alle Kens zusammen.

Warner Bros. hat natürlich auch mit diesem Film in erster Linie Profit auf der Agenda, aber dafür gelingt es Barbie erstaunlich oft, einen Spagat zwischen Systemkritik und pinkem Spaß hinzulegen, der auch funktioniert. Nicht immer, aber meistens.

Barbie ist lustig bis albern, die Witze reihen sich aneinander und oft merkt man erst mitten im Gekicher, dass da ordentlich Selbstironie bis tiefschwarzer Sarkasmus unter der knallbunten Verpackung durchscheint. Rollenbilder, Klischees, Stereotypen … permanent schiebt sich für Barbie die Erkenntnis in den Vordergrund, dass die Welt alles andere als rosa ist. Viel Kritik geht allerdings in der Schnelligkeit der Dialoge unter, man hat nicht besonders viel Zeit, über das Gesagte nachzudenken, wodurch es leider auch wieder eine Art von Oberflächlichkeit bekommt.

Der Mythos Barbie wird auf verschiedenen Ebenen mehr als angekratzt und es wird immer wieder deutlich, dass sowohl das utopisch idealisierte Matriarchat im Barbieland als auch das patriarchale System der Realität kein erstrebenswerter Zustand sind. Margot Robbie und Ryan Gosling legen dabei als Barbie und Ken eine unglaublich gute Performance hin, transportieren sowohl ihre puppenhafte Naivität als auch menschliche Emotionen glaubhaft und speziell Ryan Goslings Ken gibt sich häufig so inbrünstig der Lächerlichkeit hin, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzuschauen, und verdammt, er tut mir immer noch leid.

Neben dem visuellen Feuerwerk überraschten ein paar berührende Momente, in denen die grelle Welt für einen Moment komplett runtergefahren wird. Das emotionale Highlight war für mich die Begegnung von Barbie und ihrer Erfinderin Ruth Handler. Da hatte ich, für mich die größte Überraschung von allen, auch ein Tränchen im Auge.

Drei Haupt-„Messages“ sind, wenigstens bei mir, rübergekommen:

1. Es lohnt sich immer, unter die Oberfläche zu schauen und sich nicht in irgendwelche Schubladen stecken zu lassen. Wenn, dann sollte man sich diese selbst aussuchen.

2. Finde heraus, wer Du bist, und feiere das, so oft Du kannst.

3. Jeder ist genug. Oder, wie es mit Kens Schlussoutfit auf den Punkt gebracht wird: I am Kenough. Oh … Ken. :‘)

Ganz ehrlich, das ist wesentlich mehr, als ich gehofft hatte, von einem Film wie Barbie erwarten zu können. The End. <3