Afsky – Fællesskab – Eisenwald 2025

Von Matthias Bosenick (29.10.2025)

„Fællesskab“, „Gemeinschaft“, ist ein eisiger Black-Metal-Brocken, den Ole Luk als Afsky aus Kopenhagen hier vorsetzt. Die Kuscheligkeit, die der postmoderne Atmospheric Black Metal ansonsten so wunderbar vermittelt, tritt hier zugunsten der eher klassischen Kälte des Genres in den Hintergrund. So ganz ohne kann er indes nicht, und besonders nicht ohne Harmonie und Schönheit: Sein keifendes Wehklagen begleitet ein wunderschönes Zusammenspiel der Instrumente. Na, und ansonsten natürlich das knüppelnde Getöse.

Ein freundlicher Schlager eröffnet „Vekommen til livet“, die vermutlich eher zynische Empfangsbestätigung im Dasein. Nach Sekundenbruchteilen springt die gesampelte Platte, das Stück würgt ab und geht in das über, was man eigentlich erwartet: Black Metal. Zunächst übernimmt Ole das Schlageresk-Schunkelige des Intros und brettert gemütlich im Dreivierteltakt los, aber das Blatt wendet sich und das hohe Wehklagen bekommt ein aggressiveres Bett. Lässt man übrigens das Sample durch die Online-Liedersuche laufen, bekommt man ausschließlich Afsky als Ergebnis.

Der Dreivierteltakt zieht sich durch alle sechs Tracks dieses dreiviertelstündigen Albums, immer wieder tritt er in den Stücken in Erscheinung. Doch nicht ausschließlich, Ole hat viel mehr im Köcher: Seinen kalten Black Metal klassischer Art spielt er zwar zuvorderst in höheren Tonlagen, doch kann seine Gitarre auch tiefer, und das setzt er fragmentarisch inmitten der Gewitterstürme ein. Da tritt dann das Atmosphärische zutage, das als Etikett auf der Genrebezeichnung klebt. Bis auf das Schlagzeug, das er wechselnd Martin Haumann und Simon Sonne Andersen überlässt, spielt er alles selbst, und es fordert Respekt ein, wie gut das Zusammenspiel von Gitarre, Bass, Schlagzeug hier erscheint, wie virtuos jedes Instrument auftritt, wie die Schlagzeuger sich selbst inmitten der Blastbeats noch Zeit dafür nehmen, munter auf den Hihats zu klimpern, wie sie miteinander inmitten der Kälte auch Melodien, Harmonien und Schönheit erzeugen.

„Den der ingenting ved tvivler aldrig“, „Wer nichts weiß, bezweifelt nichts“, mithin also „Selig sind die geistig Armen“, nimmt die Gemengelage auf, und so atmosphärische Momente gibt es immer wieder in den Songs, zumeist jedoch nur kurz, etwa die warme Gitarre mit Regen in „Natmaskinen“, „Die Nachtmaschine“, die kurze Riffpassage in „Arveskam“, „Erbscham“, das zum Ende schön warm auschillt, oder „Flaggelaternes Sang“, „Das Lied der Fahnenlaternen“, das mit Hells Bells startet und sowieso eine wechselhafte Struktur hat, in der atmosphärische Sequenzen mit einer Solo-Gitarre, die Ole entrückt vor sich hin spielt, und Gebretter einander ablösen. So richtig durchgehend atmosphärisch ist dann der letzte Song „Svanesang“, bei dem es sich hoffentlich nicht um einen solchen handelt. Dieses Stück endet dann sogar mit einem spacigen Synthie und Regen, ganz unerwartet und doch passend.

Dem wahlweise bunten oder gar marmorierten Vinyl liegt ein Download-Kärtchen bei sowie ein Poster und, wie bei Afsky gewohnt, ein illustriertes Textheft. „Fællesskab“ ist Afskys viertes Studioalbum, ergänzt um eine Debüt-EP und eine kurze Akustik-LP. Die Auftakt-EP erschien vor zehn Jahren, damit feiert Ole den runden Geburtstag dieses Solo-Projektes. Dieses hob er nach dem zweiten Album seiner früheren Hauptband Solbrud aus der Taufe, außerdem kürzlich noch zusätzlich noch die Mittelalter-Black-Metal-Band Heltekvad.