Moon’s Mallow – Live @ Resilienza – Moon’s Mallow 2025

Von Matthias Bosenick (16.12.2025)

Mit dieser Veröffentlichung ehrt Gioia Coppola seinen Freund Claudio Colaianni – davon ist zumindest auszugehen, denn vermerkt ist dies nicht. „Live @ Resilienza“ dürfte einer der ersten Auftritte sein, die Coppola mit seiner Band Moon’s Mallow ohne Colaianni bestritt. Hier bekommt der folkige, psychedelische Anti-Britpop der Band aus Bari eine ergänzende Unmittelbarkeit und Rauheit, die Songs springen einem auch aus der Konserve ins Gesicht, es ist, als sei man mittendrin.

Da macht es auch nichts, dass der Sound schon recht konservig ausfällt, denn vermutlich war gar nicht vorgesehen, diesen Mitschnitt einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, aber nach dem Ableben des Gitarristen und Sängers drängte sich dieser Schritt quasi auf. Umso direkter steht man zwischen den Leuten im Resilienza in Bitonto bei Bari und verfolgt diesen Auftritt, mit dem die Band belegt, dass sie auch ohne Colaianni eine Zukunft hat.

Rockmusik steht bei Moon‘s Mallow grob über der Schublade, indes treten die verzerrten Elektrischen – es sind zwei – hier zugunsten der von Coppola gespielten dominanteren rhythmischen Zwölfsaitigen in den Hintergrund und begleitet oder soliert gniedelnd an anderer Stelle. Inbrunst erfahren die Songs auch über Coppolas Gesang, der in etwas höherer Lage seine Texte intoniert. Der Hauch von Folklore schwingt mit, der gefühlt häufige Dreivierteltakt erhöht den Anschein von Seemannsmusik, man möchte mitschunkeln, obschon man eine rauhe See ahnt und sich an der Reling festhalten mag, was die Begeisterung für diesen Auftritt nicht schmälert.

Dieser am 24. Oktober erfolgte Auftritt bedient sich zu sieben Zehnteln beim selbstbetitelten vierten Album von Moon’s Mallow, „Butterfly“ entnimmt die Band dem zweiten Album „Long Lost“, die zwei letzten Songs „Lone Guitar“ und „My Desire“ könnten auf ein kommendes fünftes Album hindeuten. Die Besetzung von Moon’s Mallow war zwar schon immer – also seit 2021 – eher offen, aber Colaianni, seinerseits Kopf von Anuseye und That’s All Folks!, war neben Coppola eine Konstante. Bereits auf dem Studioalbum dabei waren neben den beiden Bassist Michele Rossiello und Gitarrist Fabio Mongelli, neu sind hier zu hören E-Gitarrist Francesco Ranieri und Schlagzeuger Vanni Sardiello. Gioia nach Hintergründen zu fragen, ist momentan schwierig, da er sich und die Band aus den Portalen abmeldete.