Vibravoid – Remove The Ties – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (04.11.2025)

Düsseldorf verpflichtet zu Kraftwerk, scheint es: „Remove The Ties“, das neue Album von Vibravoid aus nämlicher Rheinstadt, beginnt nicht wie gewohnt mit spacig-psychedelischer Stonerrockmusik, sondern elektronisch, wie eine aufgefettete Version der radioaktiven Menschmaschinen. Und zitiert Joy Division. Die Elektronik bleibt zwar erhalten, doch das fuzzy Krautrockige übernimmt dann wieder das Ruder, und die Kombi geht berauschend gut auf.

Die Elektronik von „Computer Dreams“, dem ersten Song auf „Remove The Ties“, ist nicht so karg und kühl wie bei Kraftwerk, aber deutlich an die älteren Kollegen angelehnt. Es klingt eher nach den Solo-Sachen von Karl Bartos, die ja auch mehr Speck haben und trotzdem nach Kraftwerk ausgerichtet sind. Wenn im Text dann auf das „Radio“ aus dem zu erwartenden „Radioaktivität“ stattdessen „live transmission“ ertönt, ist das einerseits erheiternd, weil unerwartet, und andererseits grandios gelungen kombiniert. Nach dem im Titel zitierten Kraftwerk-Song „Computer Love“ hingegen klingt dieser Opener nicht. Schelme! Akustisch wesentlich näher an den zitierten Joy Division ist dann kurz vor Schluss „A State Of Mind“, das karg klackernd, mit punktiertem Gitarrenlick und im Hallraum gesungen streckenweise an jene Band gemahnt.

Der zweite Song erstmal ist ein „Neustart“, und zwar nehmen Vibravoid Kraftwerk wieder heraus und verstärken den psychedelischen Fuzzrock einfach elektronisch. Die Drums klingen artifiziell, aber nicht gekünstelt, der Sound aus synthetischen und Rock’n’Roll-Instrumenten geht eine funktionierende Einheit ein. Psychedelische Flöten und andere spacige Elemente gibt’s obendrein. Der unaufgeregte, mithin chillige Gesang fügt sich bestens in diese weiterhin grundsätzlich krautige Musik ein. Die selbst dabei gar nicht so chillig sein muss, viele Songs sind im flotten Uptempo gehalten, mit dem Schlag auf der Eins, wie man es aus der Psychedelik kennt. Als Tüpfelchen ist deutlich zu hören, dass das elektronisch fundierte Schlagzeug nicht alleinstehend ist: Der echte Drummer hat weiterhin zu tun und reichert die Tracks mit Fills an, die zu programmieren vermutlich gar nicht möglich wäre. Wohl deshalb verzichtet der Titeltrack als Rauswerfer auch auf die vermeintlich artfremden Schnörkel und nebuliert sich repetitiv in den fernen Osten. Mehr Echo geht auf Gesang geht kaum.

Seit 1990 hauen die Düsseldorfer quasi im Jahrestakt Alben raus, dazu EPs, Singles, Splits, Livemitschnitte. Durchgehend gleich besetzt indes ist die Band nicht, lediglich Sänger und Gitarrist Christian „Doktor“ Koch ist seit 1990 dabei. Mit ihm spielten Schlagzeuger Frank Matenaar sowie Bassist und Keyboarder Dario Treese dieses Album ein. Es markiert nun das 35jährige Bestehen dieses Projektes – bei qualitativ hochwertiger Schlagzahl.