Hades – Chaotic Days Chronicles/Fear – Cri du Chat Disques/Universal Brasil/Hades 2025

Von Matthias Bosenick (15.10.2025)

Mit einer Compilation und einer neuen Single erfreut das Duo Hades aus Wolfsburg bei Brasilien seine Fans, indem es beides frei zugänglich macht. Auf „Chaotic Days Chronicles“ sammeln Alan Draht (inzwischen Wolfsburg) und Sandro Couto (São Paulo) Raritäten aus den zurückliegenden fast zehn Jahren, „Fear“ ist die Neubearbeitung eines Stückes vom ersten Demo-Tape der Brasilianischen Underground-Electro-Band aus dem Jahr 1993. Dunkler Synthie-Pop und eine Andrew-Eldritch-Stimme gehen eine zeitlose Verbindung ein.

Mit „Another Life“ – nicht von Kano, GusGus oder Iron Maiden – manifestiert das Duo diese Kombi gleich: Trotz Uptempo ist dies ein Synthie-Song, der voller Melancholie steckt, wie es in den Achtzigern und frühen Neunzigern verbreitet war, hymnisch, elegisch, tragisch. „Moon Quest“ von der brasilianischen Compilation „Temple Of Souls Vol. 3“ reduziert das Tempo, „Times“ steigert es wieder, dieser Song geht stark in eine dunkle EBM-Richtung der frühen Neunziger. Sehr stark an den alten Andrew Eldritch erinnert Alan Drahts Gesang in „Mourning“, obschon die abgedunkelte Synthiepopmusik weniger von den Sisters hat als, sagen wir, von alten Depeche Mode.

Es folgen zwei Coversongs: „Atmosphere“ von Joy Division ist von den analogen Instrumenten befreit und rein synthetisch dargeboten, dass es musikalisch an die alten Joy-Division-Weggefährten OMD erinnert. So hätten die das gewiss auch gebracht. Dafür ist „Photographic“ musikalisch recht nah am Depeche-Mode-Original, zu Beginn lediglich etwas minimalistischer und im Verlauf beinahe erhebend, dafür singt hier eben eher wieder Ian Curtis als Dave Gahan. So weit der Stream, in der Download-Ausgabe folgen Varianten von drei der Songs: Der „Alternative Mix“ von „Another Life“ verschiebt die Gewichtung von Dunkelheit und Synthieflächen, der „Classic Mix“ von „Mourning“ nimmt die Beats heraus und macht den Song zur Synthie-Piano-Ballade, ebenso verhält es sich mit der „Piano Version“ von „Photographic“, das hier zur erhebenden Hymne mit dezenten EBM-Shouts wird.

Für „Fear“ graben Draht und Couto tief in ihrer Vergangenheit: Dieses Stück gab es bereits 1993 auf dem ersten Hades-Demo, hier erstellen sie es neu, indes ohne Gesang. Man hört im Basslauf und den Melodien noch die zeitliche Nähe zu den Achtzigern heraus, und wie es der Weltengeist will, erlangten Hades mit dieser Version bei einem Wettbewerb des Magazins keyboards.de vor einigen Wochen den zweiten Platz. In vier Versionen bieten Hades den Track an, darunter Extended sowie zuletzt den verlangsamten „Nostalgic Mix“, in den es sogar Sprachsamples schafften.