Wishes On A Plane – Lost Songs – Old Kids Records/Rufen Publishings/New Knee Records/Time As A Color 2025

Von Matthias Bosenick (08.10.2025)

Im Emo-Schubfach verortete sich das Münchener Quartett Wishes On A Plane, doch führt dieses Etikett etwas an dem vorbei, was es auf „Lost Songs“ zu hören gibt, einer Sammlung von Raritäten und Unveröffentlichtem, die die Band nun quasi posthum nachreicht. Melancholischer Post-Hardcore, könnte man sagen, keineswegs so jammerig, wie man sich langläufig den Emo vorstellt. Eher Indierock, dazu Akustik-Demos, auf jeden Fall kein Gitarren-Trübsal aus der Kinderperspektive mit verlaufenem Kajal.

Auch wenn die Band erst in den Nullern auf den Plan trat, orientierte sie sich deutlich vernehmbar an alternativer Musik aus den Neunzigern. Mit dem mehrstimmigen, leicht psychedelischen, aber klaren Gesang erinnern Wishes On A Plane etwa an die Stone Roses, während die Musik dazu im Noiserock, im US-Post-Hardcore oder im Indierock angesiedelt ist. Die Melancholie, die über allen Songs liegt, kippt nie ins Deprimierende, erstrecht nicht ins Jammern; sie ist die Decke, unter der sich die Musik ausstreckt und nach dem Restlicht in der Welt Ausschau hält.

Diese Songsammlung kommt als LP heraus. Die A-Seite beinhaltet drei Songs, die es auf drei rare lokale, also vermutlich im Raum München veröffentlichte, Compilations schafften. „Untitled“ ist ein noisy, schrammeliger, beseelter Indie-Rock, die Band Wheat schimmert hier erstmals durch. „Tide“ hat ein wirbelndes Hüsker-Dü-Schlagzeug, und dieser Blick in Richtung Post-Hardcore wird in „What’s Left Of What Is …“ noch klarer. Jenes Stück wechselt fortwährend die Intensität, von dezent zu Rock’n’Roll, man könnte es von der Komposition her beinahe für progressiv halten.

Die B-Seite beginnt mit der „Goldfish Version“ als einer fetteren Rock-Variante von „Anywhere“, das 2003 auf der selbstbetitelten Debüt-EP erschien. Danach folgen drei Akustik-Demos, die offenbar teilweise gar nicht weiter ausgearbeitet wurden. „Yesterday’s Another Day“ könnte glatt als französischer Chanson durchgehen, „A Story Called Love“ und „New Year’s Eve“ – letzteres gab’s auch auf der Debüt-EP – tragen bereits das in sich, was Daniel Becker heute als Amid The Old Wounds an Solo-Singer-Songwriter-Emo veröffentlicht.

Die letzte Veröffentlichung von Wishes On A Plane, das irreführend betitelte „Unreleased“, erschien 2020, seitdem geht das Quartett getrennte Wege. Neben Becker gehörten dazu Anna, Paul Meyer und Tobi, andere Quellen nennen Andreas Gebauer, Paul Meyer und Josef Westermayr. Gut, dass Becker diese „Lost Songs“ zugänglich macht: Es wäre schade drum gewesen.