Von Matthias Bosenick (17.09.2025)
Eigentlich eine geile Herangehensweise, jemanden aus dem Stoner-Space-Rock dazu zu motivieren, Electro-Musik zu machen: Vova Sokolow von den Black Hole Surfers aus Nischni Nowgorod debütiert mit „Human Body Detected“ als Club Director, weil er daheim im Tago Mago ein solcher ist. Zu hören gibt es fünf spacige, treibende Techno-Tracks, die die Grundzüge seiner Gitarrenmusik in Electro transferieren und so eine Musik zwischen Goa, Psytrance und krautigem House ergeben.
Zu Beginn verunsichert Sokolow noch etwas: „Landing Gear Down“ startet mit experimentellen Effekten, die man als Versuchsaufbau einer Krautrock-Band der Siebziger auffassen könnte. Doch nach einer Weile startet der Beat, Sokolow generiert Flächen dazu, vermutlich auf einer verfremdeten Gitarre, und lässt den technoid pulsierenden Track derbe in Richtung Space driften. Den zehn Minuten hört man nicht an, dass sie so lang sind, weil Sokolow den Track behutsam variiert und ihm Elemente hinzufügt, die die Spannung aufrecht halten. „Terraform“ nimmt den treibenden Beat und die sphärischen Soundscapes auf, erhöht das Tempo leicht und intensiviert den Psytrance-Anteil, inklusive der bereits bekannten Gitarre, die hier zudem noch ihre eigene trancige Bühne bekommt.
Auch „Assembly Sequence“ scheint danach minimal schneller zu sein. Der Track beginnt karg und trocken als Minimal House, in dessen Beats sich erst allmählich die sphärischen Sounds einschleichen. Beinahe unbemerkt entwickelt Sokolow diesen spröden House-Track in Richtung wärmeren Psytrance und reichert ihn, wie er es bei allen Tracks macht, mit minimalen Details an, die das Soundbild komplettieren und die Aufmerksamkeit binden, auch wenn man sich gerade wie hypnotisiert fühlt. Die Western-Gitarre in „Humanoid Echo“ erinnert zart an „Pistolero“ von Juno Reactor, was eine respektable Referenz ist, doch driftet Sokolow nach wenigen Momenten schon wieder ganz woanders hin. Der Track wird percussiv und ließe sich mit seinen kratzig groovenden Bass-Synthies vorübergehend sogar leicht im EBM einsortieren. „Core Ignition Ceremony“ als Abschluss ist der erste Track, der einen Tuck langsamer wird als der Vorgänger. Auch hier klingt der Achtziger-EBM an, etwas Front 242 lässt sich in den harscheren Effekten durchaus ausmachen. Doch der Club Director schafft es natürlich, auch diesen Track wieder beim Thema zu halten, und formt wieder Goa und Ambient-Trance aus. Das Fade-Out gestaltet er wieder experimentell.
Geil, wie Sokolow die Spannung pro Track noch zu steigern vermag. Der Mann weiß, was er tut, „Human Body Detected“ – großartiger Titel überhaupt – klingt nicht nach dem Werk eines Gitarristen, der es mal wissen will, sondern nach jemandem, der es bereits weiß. Club Director nennt er sich übrigens, weil er den heimischen Club Tago Mago leitet – so viel Can steckt in „Human Body Detected“ gar nicht, die Fährte führte in die Irre, aber in eine gute.
Gibt’s auf Soundcloud