Von Matthias Bosenick (02.05.2025)
Hier ist es also, das zweite Album des Quartetts Bleak Magician, an dem Srogi Mroczek mit seinem zum Auftakt aus dem Verschwinden zurückgekehrten Bruder Weirding Batweilder arbeitet. Dieses Projekt widmet sich dem schwermütigen New Wave, Post Punk, Gothic Wave der Achtziger. Heißt: Die Songs sind mit synthetischen und akustischen Instrumenten gemischt produziert und die Stimmung ist wehmütig. „No Fireball Show“ besteht aus 20 Miniaturen zwischen einer und anderthalb Minuten Länge und klingt britischer, als man es von diesen US-Amerikanern erwartet hätte.
Diesen 20 Songs liegt in ihrer Skizzenhaftigkeit etwas Verschwenderisches inne – 20 Ideen, die als provisorische Miniaturen ein vollständiges Album ergeben sollen, das erinnert an Robert Pollard und Guided By Voices, man hat hier die Skelette von 20 tollen Songs, die vermutlich niemals vollständig ausgearbeitet werden. Natürlich kann man trotzdem seine Freude an „No Fireball Show“ haben, doch tragen diese Songs einen Nachteil in sich: Sie sind sich im Grundgerüst zu ähnlich, der Drumsound – einem Minimal-Electro-Synthiepop wie bei den frühen OMD entnommen – ist in 19 der Stücke zu hören und der Gesang bleibt flehentlich-dräuend über den melancholischen Wassern, an mancher Stelle an die schmerzverzerrte Ausdrucksweise von Mercury Rev gemahnend.
Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Songs gleich sind. Abweichungen, Modulationen, Variationen gibt es zuhauf: Die eröffnende „Prelude“ etwa punktet mit The-Cure-Synthies aus den Achtzigern als vergleichbare schwelgerische Elegie. In „Flatline Freaks“ kommt eine Mundharmonika zum Einsatz, in „Couplets“ sind die Synthiesounds eher cheesy. „Comet Break“ hat einen punkigen Beat und eine Slide Guitar. „Boston Version“ ist ein zunächst beatloser Swing, „Escaping The Ding Show“ eine Pianoballade. „No More Anonymous“ beinhaltet Streicher und ein abruptes Fade-Out, sobald man sich gerade an die schöne Stimmung gewöhnt hat.
Dieses Album fassen die Brüder als Reminiszenz an die Zeit 1984 auf, als sie eine Baustelle vor ihrer Haustür hatten, diese als Zirkus im Entstehen auffassten und dazu Skateboard fuhren. Stellt man sich in den USA irgendwie sonniger, actiongeladener vor als die Musik, die in Erinnerung daran nun vorliegt, denn die ist gruftig-düster und viel zu langsam für Skateboards. Klingt nach gutem Humor. Als weiteren Gag lassen die beiden Brüder auf diesen Aufnahmen ihre Gitarren nach Kanälen getrennt laufen, eine schöne Studiospielerei. Zum Quartett wird Bleak Magician mit den beiden Haudegen Dirt Boucher an Schlagzeug und Synthies sowie Rick Morerick an der Akustikgitarre und der Mundharmonika.