SŌON – Actions Made Audible – Electronic Sound 2025

Von Matthias Bosenick (24.04.2025)

Da denkt man gerade noch so, guckt kurz nach, hört rein, und alles, was man gerade noch so denkt, ist doch falsch, nun: SŌON ist ein Projekt von Jack Dangers und Adi Newton, also von Meat Beat Manifesto und Clock DVA, und dieses Duo veröffentlicht auf dem kleinen Label Electronic Sound mit „Actions Made Audible“ eine Kollaboration auf blauem Vinyl. Man erwartet von diesen beiden Engländern nun eine rhythmusbetonte Electro-Ballerplatte zwischen Hip Hop und Industrial-EBM, und man erwartet in Ermangelung anderer Informationen, dass dies die erste Zusammenarbeit der beiden Oldschool-Tüftler ist. Alles falsch: „Actions Made Audible“ ist Ambient-Soundscapes mit Sprachsamples, nur ausnahmsweise mal mit Downbeats, und überhaupt bereits das zweite Album als SŌON. Und es ist egal, ob dies bereits 1985 oder erst 2025 entstand – es chillt und unterhält zeitlos.

Gerade 34 Minuten, fünf Tracks – mehr hat „Actions Made Audible“ nicht, dafür ist es aber blau. Newton und Dangers programmieren ihre Synthies auf sphärische Soundscapes, auf Wellen, auf Blubbern, Zwitschern, Flöten, freundlich Dröhnen, also die Hörerschaft auf chilliges Zuhören, auf Fallenlassen, und noch vor dem ersten Hören tatsächlich in Abwarten, wann es endlich losgeht. Das tut es nämlich nicht, obwohl es die Konstellation der Protagonisten ja impliziert, das Abzappeln, das womöglich abstrakte Losballern, die elektronischen Experimente, die polyrhythmischen Drumspielereien, die herausfordernden Melodiefragmente, aber nix davon findet hier statt.

Nein, man muss sich schon entspannen können, entspannen wollen, wenn man „Actions Made Audible“ zu seinem Soundtrack macht, und dann stellt man fest, dass einem das Duo selbst das nicht so leicht macht. Die Sounds selbst sind fein, harmonisch, sanft, aufeinander abgestimmt, wohltuend, da gibt es nix, doch so ganz ohne Spielereien wollen die beiden Musiker ihre Hörerschaft dann doch nicht davonkommen lassen. So bauen sie Sprachsamples in die Tracks ein, wie man es von Meat Beat Manifesto kennt, unter anderem im zehnminütigen „The Other Self“ einen Monolog von Philosoph Alan Watts, inklusive Husten und Lachen, was beim Versuch, zur dem Track zugrundeliegenden Musik zur Ruhe zu kommen, durchaus verwirren kann.

So richtig mit Beats ist nur ein Track dabei, nämlich der zweite, „Eidolon“, und der ist eher im Downbeat anzusiedeln als in Extrem-Hip-Hop oder Industrial-EBM, also durchaus zu dem Ambient passend. Den Jean-Michel Jarre mit seinen wellenartigen Synthiesounds packen die beiden zum Abschluss aus, in „Seriatim“ klingt der Franzose stark an; ein würdiger Abschluss für dieses Experiment.

Das gar kein Debüt ist: bereits 2019 veröffentlichten die beiden Engländer unter dem Alias SŌON das programmatisch betitelte Album „Noise“, das indes mittlerweile noch weniger zu haben ist als „Actions Made Audible“. So bleibt man als Sammler eben wachsam.