Von Chrisz Meier (25.03.2025)
Es ist nie zu spät: Frohes neues Jahr! Hier also die Erzeugnisse der Filmindustrie, die ich in diesem Jahr beobachtete.
Na gut, einer noch von 2024, eine dänische Weihnachts-Familienkomödie aus dem Jahr 2018 mit dem originellen deutschen Titel „Alle Jahre wieder…“. Weil ich glücklicherweise von chaotischen Weihnachtstreffen der Großfamilie inkl. Verwandtschaft zeitlebens verschont geblieben bin, wollte ich mal sehen, was da so an Katastrophen passiert. Und dieser Film ist ein Paradebeispiel für sowas. Alle treffen sich, die wenigsten mögen sich, alte Konflikte/Wunden reißen auf, anfängliche Harmonie wandelt sich in Streit und Gezänk… Bis einer heult bzw. tot ist. Da sind die Dänen dann doch konsequenter als die Deutschen. Wer sowas, wie ich, nicht selber kennt, kann hiermit seinen Horizont erweitern.
„Deep Throat“ war der Titel eines ähh Aufklärungsfilms für Erwachsene aus dem Jahr 1972 und ein echter Kassenschlager. Im selben Jahr machte die Watergate-Affäre nicht nur in den USA Schlagzeilen; sie führte zwei Jahre später zum unrühmlichen Rücktritt des damaligen Präsidenten R. Nixon.
Zu Fall brachten ihn u.a. zwei Journalisten der Washington Post, die unerschrocken recherchierten und eine Quelle mit Verbindungen zum Weißen Haus anzapfen konnten. Dieser Informant bekam den Decknamen „Deep Throat“. Und genau von diesem Mann, mit echtem Namen Mark Felt, handelt „The Secret Man“ (2017), gespielt von L. Neeson. Und was für eine Wohltat, ihn mal nicht als Actionhelden sehen zu müssen! Wer sich ernsthaft für die Watergate-Affäre interessiert, kommt um „Die Unbestechlichen“ von 1976 nicht herum. Als Ergänzung und Vertiefung ist „The Secret Man“ zu empfehlen, ein gewisses Grundwissen ist allerdings von Nöten.
Und dann machte ich gleich zu Beginn des Jahres einen großen Fehler und lieh mir „Megalopolis“, der jetzt leider zum Vermächtnis des großen F.F. Coppola gehört. Zum Glück gibt es die International Movie Data Base, darum hier der Inhalt in einem Satz: „Ein Architekt mit magischen Kräften will aus New Rome eine utopische Stadt zum Wohlfühlen machen, während der gierige Bürgermeister die alte Gesellschaftsordnung beibehalten will.“ Ah ja. Ich kann das Ganze nur mit einem Wort bewerten: Verworren. Darum bin ich irgendwann im Verlauf der 138 Minuten ausgestiegen und konnte nicht mehr folgen bzw. wollte es auch nicht mehr. So sieht ein arschteurer Flop aus.
Als wahrlich kein großer Freund des deutschen Films freue ich mich immer über die löblichen Ausnahmen. So z.B. über „Führer und Verführer“ (2024). Hier steht der Propagandaminister der Nazis, J. Goebbels, im Mittelpunkt. Schlaglichtartig beleuchtet der Film einige Stationen seines Wirkens während des (vorläufig) letzten Weltkriegs. Er ist es, der den Deutschen die entsetzlichen Ideen ihres Führers Hitler als gut, logisch und alternativlos verkauft und damit den größten Teil der öffentlichen Meinung prägt. Goebbels war vielleicht nicht der Erfinder der modernen Propaganda, aber er hat sie perfektioniert, wobei er sich der modernsten Technik seiner Zeit bediente. Und ja, ich habe sehr deutliche Parallelen zur heutigen Zeit entdeckt.
R. Stadlober verkörpert das Monster, und das tut er unglaublich beeindruckend. Allein wie er Sprache, Tonfall, Betonung und Rhythmus des Erznazis imitiert, ist eine echte Meisterleistung. Auch sonst besticht der Film durch Besetzung, Ausstattung und Dramaturgie und ist eine dringende Empfehlung. „Führer und Verführer“ sollte Pflichtprogramm an allen Schulen sein und ständig im TV gezeigt werden.
Nach diesem harten Brocken brauchte ich etwas leichte Kost und sah zum zweiten Mal „The Dead Don’t Die“ von J. Jarmusch aus dem Jahr 2019. Hier hat eine Kleinstadt in den USA unter einer Zombieplage zu leiden. Die örtliche Polizei (A. Driver, B. Murray und C. Sevigny) hält dagegen. Es ist weder der beste Zombie- oder Jarmusch-Film noch der beste Film aller anderen Beteiligten. Bei mir hat er nur funktioniert, weil ich mir vorstellte, daß die ganzen Zombies Nazis sind und also meinen Spaß daran hatte, sie (endgültig) sterben zu sehen.
Horrorfilme beobachte ich in der Regel ganz gerne, von daher war ich auf „Longlegs“ gespannt, der auch im Vorfeld ziemlich gelobt wurde. Aber ach, der Film konnte bei mir nicht richtig zünden. Ja, N. Cage sieht gruselig aus und ja, Regisseur O. Perkins ist der Sohn von A. „Psycho“ Perkins. Aber zwei gute Zutaten machen noch keinen guten Film. Zwar muß ich dem Film von 2024 zugute halten, daß er Spannung langsam, aber stetig aufbaut und nicht auf Schockmomente setzt, jedenfalls nicht ausschließlich. Aber letztendlich waren es mir doch zu viele Anleihen an „Das Schweigen der Lämmer“ (1991), als daß „Longlegs“ aus dem Mittelmaß herausragen könnte.
Ok Folks, soviel für heute, habe noch andere Dinge zu tun. In der nächsten Folge schaue ich u.a. mal, was unsere französischen Nachbarn so können. Und jetzt raus aus dem Internet!