Hin- und weggesehen. Filme und Serien

Von Chrisz Meier, 11.2.2025

Wenn ich etwas wirklich gerne tue, dann ist es das Beobachten von Filmen.

Meine Beobachtungsergebnisse möchte ich gerne weitergeben, sei es als Empfehlung, sei es als Warnung.

Manchmal mag ich es ja wirklich anspruchslos. Jedenfalls war das Ende September 2024 so, als ich mir „Cocaine Bear“ lieh. Hier ist der Titel nicht irgendeine tiefschürfende Metapher für schwerwiegende Probleme in der Menschenwelt. Hier ist der Titel Programm. Bär kommt an Kokain. Sehr viel Kokain. Menschen wollen es ihm wegnehmen. Bär will das nicht. Fertig. Und ja, das hatte einen gewissen Unterhaltungswert. Natürlich wurde das Ganze im weiteren Verlauf immer konstruierter und abstruser, aber dafür war der Film mit 95 Minuten auch gerade so nicht zu lang. Fazit: Für anspruchslose anderthalb Stunden reicht’s. Und: Gebt Tieren kein Koks.

Und dann kam ein Film daher, dem gegenüber ich erst skeptisch war, der mich aber in seinen Bann zog: „Searching“ ist schon von 2018, kann aber auch heute noch fesseln. Die Handlung ist ganz schnell erzählt: Eine 16-jährige verschwindet, ihr Vater sucht sie. Hat man schon x-mal gesehen. Hat man nicht, denn der Vater sucht einzig und allein in dem Laptop seiner Tochter nach Spuren von ihr, und das macht diesen Film interessant, denn wir sehen nur, was der Vater sieht: Die digitalen Fußabdrücke seiner 16-jährigen Tochter. Postings, Videos, Fotos auf sozialen Plattformen etc. Der Vater lernt so seine Tochter und ihr Umfeld komplett neu kennen, denn dies war ihm zuvor alles fremd – und „fremd“ ist eigentlich noch untertrieben. „Searching“ ist sehr schnell, sehr modern, sehr komplex und sehr spannend, jedenfalls aus meiner Sicht.

Sehr viel ruhiger ging es bei „Drei Gänge und ein Todesfall“ (2023) zu. Ein (vermeintlich) gutsituiertes britisches Ehepaar lädt ein anderes zum Essen ein, es erscheint jedoch auch noch eine Ungebetene. Ziemlich schnell, und daher spoilere ich nicht, hängt diese aber am Apfelbaum im Garten. Es war kein Mord, und jetzt geht der eigentliche Film erst los. Was tun mit der Leiche ist dabei fast noch die einfachste Frage. In diesem ganz netten Kammerspiel geht es um Moral, um Entscheidungen und darum, was man seinen Freunden antut – oder nicht.

Wie in der Einleitung geschrieben, möchte ich auch Warnungen aussprechen. Eine solche folgt nun für „Fantasy Island“ von 2020. Auf der titelgebenden Insel werden Wünsche für zahlungskräftige Touristen erfüllt – natürlich nicht immer zu jedermanns Zufriedenheit. Manche Wünsche haben nämlich das Ableben eines anderen zum Inhalt, und wer ist schon sicher vor seinen Mitmenschen? Und wie zum Teufel kommt man wieder runter von dieser Insel? Klingt vielversprechend, verpufft aber relativ zeitig im (Strand-)Sand. Chance vertan.

Ein ganz anderes Thema aber ein ganz ähnliches Ergebnis kann man in „Black Fridays For Future“ beobachten. Zwei überschuldete Konsumjunkies zecken sich ausgerechnet bei einer Gruppe von Klimaaktivisten ein, um dort, auf deren Treffen, freies Essen und Trinken abzugreifen. Und weil dies eine französische Komödie (2023) ist, kommen sich einige der Protagonisten näher, einige werden ein wenig geläutert und zum Schluß wird es erst ein bißchen hektisch aber dann haben sich die meisten lieb. Kapitalismuskritik geht aber sowas von anders, meine lieben Damen und Herren Froschfresser!

Aus der Rubrik „Wieder gesehen – gern gesehen“ kommt diese Produktion von 2018: „BlackKklansman“ zeigt uns einen schwarzen Polizisten, einen der ersten an diesem Ort (Colorado) zu jener Zeit (die frühen 1970er). Diesem Cop gelingt ein Coup: Er infiltriert die lokale Ortsgruppe des Ku-Klux-Klans, widerliche weiße Rassisten. Das gelingt ihm natürlich nur am Telefon; mit seiner Stimme allein überzeugt er lokale Rassistengrößen von seinem eigenem Rassismus und Hass auf alle Schwarzen, Juden, Linken etc. pp. Jetzt wird er zu konspirativen Treffen eingeladen und hier übernimmt der weiße Kollege, der nun undercover unter Nazis seinen schwarzen Kollegen vertreten bzw. ersetzen muß. Das alles ist sowohl hochdramatisch als auch schreiend komisch und zu guter Letzt wohl auch noch tatsächlich so passiert. Regisseur S. Lee ist mit „BlackKklansman“ ein weiteres Highlight in Sachen Antirassismus gelungen. Empfehlung!

So, einen habe ich noch. „Club Zero“ (2023) ist ein Psychodrama. Nicht mehr, nicht weniger. Der Club besteht aus fünf Eliteschülern, die den Manipulationen ihrer Lehrerin komplett verfallen und sich ihre eigene kleine Welt schaffen, ihre Bubble mit Wänden aus Beton. Sehr viel mehr passiert eigentlich nicht. Das Drama besteht dann auch eher darin, daß sich an der beschriebenen Situation nicht mehr viel ändern lässt. „Club Zero“ ist bestimmt kein großartiges Meisterwerk, eher ein kleiner, fieser Nischenfilm, jedoch mit drei wirklichen Pluspunkten: Setting, Design und Soundtrack tragen wesentlich dazu bei, daß man sich zunehmend unwohl fühlt. Für Neugierige und Aufgeschlossene.

Soviel fürs erste, demnächst mehr, u.a. über „Halloween Ends“ und was ich über diese ganze Sache denke. Und jetzt raus aus dem Internet!