Disinter – Laments Of The Unborn – Pest Records 2024

Von Matthias Bosenick (22.01.2025)

Death Metal ist erst dann trve, wenn die Produktion nicht so richtig aalglatt ist, oder? Dann ist „Laments Of The Unborn“ doppelt oldschool, stellt es doch die Zusammenstellung zweier Demos aus den Neunzigern dar, die die peruanische Band Disinter nun wiederholt zugänglich macht. Geht gut ins Ohr, trotz des Demo-Status‘: so gut wie keine hohen Töne in Gitarre und Gegrowl, variantenreiches Tempo, amtliches Gebolze und gelegentliche Soli – alles, was den Death Metal ausmacht. Mit entsprechenden Inhalten: Auch in Lima weiß man Vergänglichkeit und Dunkelheit zu schätzen.

Man hört deutlich heraus, dass Disinter zum Zeitpuntk der Demo-Aufnahmen keine neue Band mehr waren: Seit 1993 spielten sie zusammen, als sie 1996 „Laments From The Castle Of Sorrow“ und 1997 „Unborn“ aufnahmen und beide als Kassetten veröffentlichten. Die Tracks sind nur oberflächlich das Gebolze, das sie sein müssen, denn um so zu sein, wie es muss, muss man bereits wissen, wie das geht. Hier ist alles drin, dem Punk entlehnter Beat, dem speedige Knüppelpassagen innewohnen, teifschürfende Riffs, die der Bass noch untermauert, und dazu das Growlen der Stimme, die diese Ausdrucksform durchgehend beibehält. Keiner der Tracks läuft straight einfach nur durch, die Peruaner wechseln Tempo und Intensität, bauen Breaks und Soli ein und wissen, wie man auch mit tief mörtelnden Saiten Grooves generieren kann.

Auch nimmt man den Unterschied zwischen den beiden Demos nicht wahr, sie ergeben in dieser Reihe ein schlüssiges Album. Die ersten fünf Tracks, bis zum epischen, mehr als sechsminütigen „In Cathalepsya I Dwell“, sind den „Laments“ entnommen, die zweiten sechs gehören zu „Unborn“. Eine genretypische Titelgebung belegt überdies den Humor, den Disinter haben müssen: „Necrophiliac Pleasure“, „Trapped In The Eternal Dark“, „Rotten Human Scraps“ oder „Into My Brain“ bedienen die Erwartungen.

Diese Compilation erschien bereits 2001, damals bei dem peruanischen Label Yawar Inti Productions und mit einem anderen Cover als diese rumänische Neuausgabe. Auch sind beide Tapes Bestandteil der auf dem peruanischen Label Vermis Mysteriis herausgegebenen Compilation „War Pest“, die zusätzlich vier weitere Songs berücksichtigt, darunter mit „Blasphemer“ ein Sodom-Cover. Merkwürdig genug, dass Pest Records für ihr Rerelease nicht die komplette „War Pest“ zugrundelegen.

Richtig weiter ging es mit Disinter tatsächlich erst 2005, als das offizielle Debüt „Hell Gate“ erschien. Dann war wieder für einige Jahre Pause, erst 2016 kam es zur EP „Infiero de arena / Impale The Enemy“ und 2019 zum zweiten Album „Disinter“. Dafür ging’s seitdem Schlag auf Schlag: 2020 das dritte Album „Revelations From The Dark Past“ und 2022 zwei Split-Veröffentlichungen sowie das bisher letzte Album „Guerra eterna“.

Von Anfang an dabei ist nur noch einer: Schlagzeuger Roberto Leonardi hat die Zügel seit 1993 in der Hand (und spielt nebenbei noch bei Supplicium sowie früher bei Gore). Immerhin auf den beiden Demos bereits zu hören war Sänger und Bassist Leonardo Navarrete, trotz sechsjähriger Auszeit zwischendurch das zweittreueste Mitglied, wenn auch nicht monogam, da er noch Bands wie Black Angel, Eternal Exhumation, Rotten Evisceration und Ritual im Lebenslauf stehen hat. Neu dabei sind die beiden Gitarristen: Katiuzca Guerrero seit 2022 (außerdem bei Lament Christ, Necrofagore und Tunjum) sowie seit 2023 José Delion (auch bei Flagelum, Metal Crucifier und Konrac). Ein gutes Dutzend frühere Mitstreiter ließen Disinter in den über 30 Jahren bereits hinter sich. Ein wichtiger Hinweis noch: In Chicago ist ebenfalls eine Band namens Disinter ansässig, zudem listet Discogs noch ein halbes Dutzend weiterer Namensträger auf.