Von Matthias Bosenick (09.12.2024)
Zwölf Jahre nach den Aufnahmen erblickt diese dritte und letzte EP des Quartetts Super Florence Jam – in Eigenschreibweise: super FLORENCE jam – aus Sydney das Licht der Öffentlichkeit. Sechs Songs, die laut Band allesamt zehnmal größer sind als andere, sollen also „60 Big Ones“ ergeben – und sind doch nur typischer Nuller-Indie-Poprock, mit bisweilen eindeutig benennbaren Einflüssen und einem rotzigen Power-Gebaren. Man wundert sich, dass die Veröffentlichung so lang dauerte, schließlich besteht die Hälfte der Band aus den Gründern des Labels Bird’s Robe Records. Selbstbewusstsein haben die vier auf jeden Fall!
So ein Bisschen sehr ist es eine Art Best-Of der angesagten Indie-Sounds der Nuller. Noch etwas konturlos startet die EP mit „Ocean’s Way“, einem Tralala-Indierockpop, und „Haunted“, das mit einer NDW-Gitarre beginnt und zu einem mitschreibaren Bratzpop wird. Für „Holds Tight“ exhumiert die Band den Glamrockrhythmus und kombiniert ihn partiell mit dem Minimalismus von „Seven Nation Army“ der White Stripes, die Stimme dazu klingt nach australischem Hardrock, und zuletzt holt die Band doch nochmal ordentlich aus.
„All Day And All Of The Night“ von den Kinks singt man die ganze Zeit mit, wenn die Band von einer „European Vacation“ berichtet. Gegen Ende verfallen die vier in ihr übliches Power-Rotzen. Eine punktierte Orgel macht „The Elusive Obvious“ zu einem cheesy Schlager mit Chorgesang, das zunehmende Volumen nivelliert das Cheesige beizeiten, das insgesamt etwas gemildertere Musizieren lässt den Hörenden mehr Luft zum Atmen. Umso heavier gerät „Want It Now“, das Riff und die Drums implizieren Hardrock, während die allgemeine Anmutung im Powerpop bleibt. Shouts zu The-Band-Indierock-Riffs verstärken diesen Eindruck.
Der Druck dieser Band beeindruckt, die vier hatten damals, 2012, noch das jugendliche Feuer, den Sound ihres Instrumentariums voll auszuschöpfen. Die Songideen überließen sie eher anderen, bedienten sich bei dem, was gerade angesagt war, was ja zumeist nicht unbedingt aktuelle Strömungen waren, sondern der Blick in die Britpop-Vergangenheit bis hin zum Post Punk, Northern Soul und US-Garagen in den Sechzigern. Die „60 Big Ones“ klingen daher sehr vertraut – und nicht zwingend bigger als andere Hits aus der Nuller-Indiedisco.
Auf zwei EPs brachten es Super Florence Jam zwischen 2009 und 2011, „super FLORENCE jam“ und „We Always Knew It Would Come To This“, die vorliegende dritte EP aus dem Jahr 2012 ging laut Info verloren und wurde erst im vergangenen Jahr von Alex Wilson von der Band Sleepmakeswaves für die jetzige Hörbarmachung reanimiert. Das einzige weitere Lebenszeichen des Quartetts war 2020 das Live-Album „You’ve Had It Too Easy For Too Long“. Seit 2008 betreiben Drummer Mike Solo und Bassist Alex Tulett das Label Bird’s Robe Records, Sänger, Gitarrist und Keyboarder Laurence Rosier Staines arbeitet an einer Karriere als Autor und Regisseur beim Film, nur von Sänger und Gitarrist Adam Krawczyk ist – zumindest außerhalb Polens, da dürfte es sich vielmehr um Namensvetter handeln – nichts mehr zu lesen.