Thunderwize – The End Of Words – Bitume Prods 2024

Von Matthias Bosenick (21.11.2024)

Ist das dann Didgeridoom? Für ihr zweites Album „The End Of Words“ verzichten Thunderwize komplett auf die Gitarre und fabrizieren ihren Schamanendoom ausschließlich mit Didgeridoo, Schlagzeug und Stimme. Klingt merkwürdig? An Thunderwize ist alles besonders: Die Band besteht aus nur zwei Leuten, die aus den französischen Alpen kommen und kalifornischen Stoner und düsteren Doom mit australischen Instrumenten und indigenem Gesang verbinden. Und dann hat das Album auch noch lediglich zwei Tracks, jeweils 38 und acht Minuten lang. Und es funktioniert!

Die lange Laufzeit des Titeltracks überbrücken Thunderwize nicht mit Kapitelunterteilungen, Breaks oder einer Progrock-Struktur. Der Track legt los mit dem Doom angemessenen schleppenden, dennoch lebendigen Drums, tieftönendem Didgeridoo, das bisweilen wie Kehlkopfgesang klingt, und rein phonetischem Gesang, beschwörend, gedehnt, befreit. Zwar fährt das Duo die Intensität des Tracks mal rauf, mal runter, lässt die Drums mal ruhen, verändert den Gesang ins eine Art Rufen, sogar Grölen, verfällt in sanfte Doublebass, variiert das Tempo leicht, lässt sogar man für einige Sekunden Stille zu, aber radikale Brüche gibt es eher keine, der Track hat einen meditativen Fluss.

Die letzten acht Minuten von „Sambaïdoo“ bieten genau das: eine Samba mit Didgeridoo, deutlich flotter gespielt, sehr agil, mitreißend tanzbar, schön versponnen, sogar mit Cowbells. Da dem Duo der Bass fehlt, hat der Sound durchgehend etwas Trockenes, das wummernde, scheppernde Schlagzeug nimmt große Bandbreiten der Musik ein, die das Didgeridoo auffüllt, angereichert durch die dezidiert gesetzten Stimmeinlagen, zumindest im Titeltrack.

Die Info verrät einige Details: Guénaël Heuveline spielt das Didgeridoo, aber nicht irgendeines, sondern ein Slide Didgeridoo, für Details bitte Experten fragen, und er jagt die Sounds durch Gitarren- und Bass-Amps. Den Gesang steuert Schlagzeuger Sébastien Charpentier gleich mit bei, der andere hat ja den Mund voll. Vor einem Jahr spielte Heuveline auf dem Debüt „The Veil Of Isis“ auch noch Gitarre, die bleibt dieses Mal im Koffer. Das Album wie auch die EP „Live In Lolliahc“, auf der er Didg und Gitarre gleichzeitig bedient, liegen parallel zum Nachfolger neu rematsert vor. Lolliahc ist rückwärts für Saint-Michel-de-Chaillol, ganz in der Nähe des Herkunftsortes der beiden Musiker, nämlich Saint-Julien-en-Champsaur im Arrondissement Gap, Département Hautes-Alpes, ja: mitten in den Alpen, kurz vor der Grenze nach Italien. Läge da nicht das Alphorn näher…? Nö.