Von Onkel Rosebud
In meiner Jugend habe ich auch mal in einem Supermarkt gearbeitet. Damals hieß das noch Konsum und war im Volksmund eine Abkürzung für „Kauft ohne nachzudenken schnell unseren Mist“. Das schnörkellose Gebäude befand sich auf der Rosa-Luxemburg-Straße, Ecke Karl-Liebknecht-Platz meiner Geburtsstadt. Kein Scheiß. Eigentlich wollte ich in der Getränkeabteilung arbeiten, aber Sportfreund Röder, der Leiter der Konsumgenossenschaft und Mäzen des örtlichen Fußballklubs namens „Einheit“, war der Meinung, dass mein Talent im Nachfüllen der Obst- und Gemüseregale bestand. Also hauptsächlich Kartoffeln, rote Bete, Kohl aller Spielarten und sonstige regionale Agrarprodukte sowie Zeugs in Dosen. Das Highlight war immer die Woche vor Weihnachten. Da gab es Kuba-Orangen und meine Aufgabe bestand darin, darauf zu achten, dass jeder Kunde nur zwei von den Dingern in den Einkaufskorb legte. Mit dem Hintergrund war die Serie für mich natürlich ein Muss.
„Die Discounter“ ist in erster Linie eine Serie von jungen für junge Leute. Krasse Sprache, Sex, kein Sex, Rumgedisse, laute Vorwitzigkeit… man könnte „jung“ auch mit „Spät- und immer-noch-Adoleszente“ ersetzen. Meine Freundin ist also ganz klar nicht die Zielgruppe.
„Die Discounter“ ist ein Impro-Mockumentary im Supermarkt-Umfeld, produziert von Christian Ulmen, basierend auf der niederländischen Serie „Vakkenvullers“. Sie liefert eine komische Betrachtung von Menschen, die in einem Dienstleistungsjob ihr Dasein fristen. Rausgekommen ist ein „The Office“/„Stromberg“ nachgespielt von Amateuren. Aber schon mit diesen Vorbildern überhaupt verglichen zu werden, ist ein Guck-Tipp.
Das Geheimnis der Serie, wenn es überhaupt eins gibt, ist, dass die Figuren dämlich, aber liebenswürdig sind und deren Armut nicht romantisiert wird. Lustig an sich ist es eigentlich nicht, weil man in diesem Supermarkt nicht gerne einkaufen möchte, aber amüsant zuzuschauen allemal. Es ist die Sorte von Humor, bei der man zuerst stöhnt und dann lacht oder manchmal auch andersrum. Beispiel? Die Welt lässt sich in zwei Typen von Menschen einteilen: In welche, die Schuhe mit Riemchen tragen, und in Schnür-Spezies.
Meine Freundin hat’s trotzdem genossen und hier kommt die Liste ihrer fünf Lieblingscharaktere aus der Serie:
5. Thorsten (gespielt von Marc Hosemann), der Chef, na klar der notorisch großmäulige Oberdepp,
4. Flora (Nura Habib Omer), zuständig für die große Klappe,
3. Lia (Marie Bloching) als Prototyp für jemanden, der nicht dauerhaft unterfordert in einem Job abenden will,
2. Die stellvertretende Marktleiterin Pina (Klara Lange), als Klischee eines Mauerblümchens angelegt, offenbart sie unerwartete Tiefen und
1. Ladendetektiv Jonas (Merlin Sandmeyer), ein sensibler Jammerlappen – in jeder, wirklich jeder Szene ein Gewinn.
Onkel Rosebud