Von Matthias Bosenick (30.05.2024)
Wie man mit so wenigen Tönen und so langsam gespielt so schöne Melodien und Harmonien hinbekommt! Okay, sehr alptraumhaft, aber schön. Schließlich ist Monovoth ein Doom-Projekt, und zwar von Lucas Wyssbrod aus Buenos Aires. Und außerdem befasst er sich auf seinem zweiten Album „Pleroma Mortem Est“ – also „Am allermeisten ist der Tod“, sagt Google – eben mit dem Ende des Lebens, der Unausweichlichkeit und der Bedeutung, die diese für das Leben davor hat. Und das ganz ohne Worte. Deshalb auch löst eine Dunkelheit alsbald auch die Schönheit ab, der Abgrund ist leer und schwarz – und verlockend, letztlich erlösend.
Im Opener „Grata Mors“, „Glücklicher Tod“, setzt Wyssbrod – nach minutenlangem Doomdröhnen – sogar Twin Guitars ein, die auch mit wenigen Tönen und einer leichten Schräglage die Hörenden sofort für sich einnehmen. Doch das Licht schwindet, „The Air Between Gardens“ schon ist ein Übergang von der Üppigkeit in die Leere, die „Clamor Resonat“, „Der Schrei ertönt“, ganz ohne Schrei zelebriert. Dort gibt es, abermals nach minutenlangem dunklen Dröhnen, nur noch das Riff, begleitet von einem zarten Gitarren-Requiem, das jeden tonnenschwer und elend langsam mit in den Abgrund zieht. Den bildet „Somnia“ ab, ein beinahe ambientartiges Stück Nichts, aus dem mit „Collision Of Souls“ eine beinahe progrockige Erlösung erwächst: Schwebende Pink-Floyd-Gitarren und ein schwerer Fields-Of-The-Nephilim-Bass leiten zurück zu harmonischen Riffs und wunderschönen Flächen. Noch mehr in Richtung Gothic Metal geht dann der Rauswerfer „Denique Mors“, zunächst zumindest – „Schließlich der Tod“ beginnt mit Freude eben darüber und geht in heavy Post-Rock-Riffs und das – nun – Ende über; das Stück eint nochmal die besten Passagen der fünf Tracks davor und erweitert sie, hier wechselt die Intensität am häufigsten. Bis zum fuzzy Auslaufen in die tiefste Tiefe – und einem wie im echten Leben abrupten Ende.
Doom also macht Monovoth, in allen Ausprägungen, also von tief unten schwebender Gitarrenfläche bis reduziert melodiösen, aber heavy Riffs. In ersteren Sequenzen verzichtet Wyssbrod auf den Einsatz von Schlagzeug, in zweiteren fährt er die volle Band auf. Eine grundlegende Basslastigkeit ist dieser Musik zu entnehmen, und die tritt umso deutlicher hervor, sobald Wyssbrod auf der Gitarre auch mal leicht höher gelegene Akkorde anschlägt. Wyssbrod gelingt es bei allem, Sounds zu generieren, die angenehm ins Ohr gehen, selbst wenn sie verzerrt sind oder hart, jeder Ton gefällt. Was er indes unterlässt, ist, jemals das Tempo anzuziehen – „Pleroma Mortem Est“ bleibt langsam, schleppend.
Ziemlich guter Stoff für von nur einer Person eingespielt. Kompromisse muss Wyssbrod nicht machen, Vetos hat er nicht nötig, dafür ist er viel zu gut. „Pleroma Mortem Est“ ist ein textloses Loblied auf den Tod und damit insbesondere auf die Zeit davor, die man unter anderem damit zubringen kann, sich die Musik von Monovoth anzuhören. Das ist angenehm verbrachte Zeit.