Von Guido Dörheide (18.03.2024)
Auf Aborted aus Belgien (Fällt Ihnen das auch auf, werte Lesende? Bei jeder noch so popeligen Kapelle aus den Vereinigten Staaten von Amerika taucht an dieser Stelle der Bundesstaat und die Heimatstadt auf, Belgien hingegen ist so klein, dass dem ignoranten Banausen, der diese Zeilen schreibt, die Nennung des Herkunftsstaates komplett ausreichend erscheint.) ist Verlass: Seit 1999 veröffentlichen sie Alben in wechselnder Besetzung, einzige Konstante ist Sänger Sven de Caluwé, und dieser schart auch auf „Vault Of Horrors“ (Horrofilme sind das Thema, seit jeher bei Aborted) eine Armada von Gastsängern um sich (hier singt bei jedem Song ein Gast mit, von Ben Duerr von Shadow Of Intent über Matt McGachy von Cryptopsy und viele andere mehr bis hin zu Ricky Hoover von Ov Sulfur), was aber egal ist, da sie nicht weiter auffallen.
Wie seit Jahren gewohnt bewegen sich Aborted zwischen Death Metal und Brutal Death Metal (früher war auch noch Grindcore dabei) mit Black-Metal-Einsprengseln, und das mit satter Produktion (vor allem das schnell, präzise und überaus druckvoll bretternde Schlagzeug macht mir beim Hören viel Freude) und hoher Geschwindigkeit. De Caluwé und seine Mitstreiter/Mitschreier/wieauchimmer singen sehr schön irgendwo zwischen Death-Metal-Gegrowle und Black-Metal-Gefauche. Dazu gibt es Synths wie aus der Tonspur eines Horrorfilms und die beiden Gitarren liefern zum einen Death-Metal-lastige Riffs der filigraneren Sorte und zum anderen blackmetallische Schrammelklangwände, letztere gleich zu Anfang des Albums auf „Dreadbringer“ zu bestaunen. Dieser Song sowie „The Golgothan“ nehmen mich auf Anhieb am meisten für sich ein, auch Zweitgenannter beinhaltet viel Black Metal und ist schöön schnell. Das Album leistet sich keinen Ausreißer, alle Songs überzeugen und machen Spaß beim Hören. Besonders hervorheben möchte ich noch „Insect Politics“ – knapp zwei Minuten aggressiver, brachialer Krach – sowie „Naturom Demonto“ (Hihi, natürlich: Kein Black-Metal-beeinflusstes Werk ohne ein gerüttelt Maß an Küchenlatein) mit den wie gewohnt atemberaubend schnellen Gastvocals von Oliver Rae Aleron (Archspire), ein paar schönen Breaks und einer herrlich klirrenden Gitarrenwand gegen Ende. Mit „Malevolent Haze“ und dem CD-Bonustrack „Infinite Terror“ folgen noch zwei schnelle Death-Metal-Stücke und dann ist die knappe Dreiviertelstunde herrlichen Hörvergnügens auch schon wieder um. Irgendwie gerät mir die Band aus Waregem/Westflandern zwischen zwei Albenveröffentlichungen immer wieder aus dem Fokus, und beim Hören weiß ich dann überhaupt nicht, warum das so ist. Ein Album wie „Vault Of Horrors“ kann man eigentlich täglich hören, ohne dass es irgendwann nervt.