Von Matthias Bosenick (23.01.2024)
„No. 8“ ist das dritte Album von Teen Prime, nach „No. 7“ und „No. 4“. Kann man so machen, was hier nun aber rätselhaft wirkt, ist dem Umstand geschuldet, dass das Duo auch seine EPs in die Nummerierung integriert, und was es noch komplizierter macht, ist, dass „No. 6“ bis heute nicht vergeben ist. Das dennoch erst junge (Februar 2022 gegründet) Impro-Duo aus Gitarrist Sebastian Fäth und Schlagzeuger Jörg A. Schneider groovt sich ein, und das so sehr, dass die vierte LP bereits eingespielt ist. Klassische Rockmusik darf man hier nicht erwarten, ein vergleichsweise zugängliches Album aber sehr wohl: Auch wenn die beiden auf herkömmliche Strukturen verzichten, gelingen ihnen ein warmer Sound und ein abstrakter Groove, der dennoch mitreißend ist.
An gar nicht so wenigen Stellen erinnert Fäths warmes, streckenweise sogar angenehm weiches, unverzerrtes Gitarrenspiel an das, was man sich unter Afrobeat vorstellt, schnelle, kurze Wiederholungen kleiner Akkorde, die als Folge ihrer Wiederholung dem jeweiligen Track eine Struktur geben, einen Rhythmus beinahe, als einziger auf diesem Album, denn vom Schlagzeug sollte man solches nicht erwarten. Das ist darauf auch gar nicht ausgerichtet, schließlich hat man es hier mit einem echten Schneider zu tun, und der hat den herkömmlichen Rock längst abgestreift, er füllt die Tracks unter Verzicht von Takt mit seinem Schlagzeug aus, er generiert wild gemusterte, blockartige Flächen ebenso wie fein aneinandergereihte Anordnungen der Elemente seines Drumkits.
Abstrakt ist die Musik beider Beteiligten, denn diese beinahe eine Art Melodie ergebenden Passagen hält Fäth anteilig klein, zumeist frickelt er ähnlich herum wie Schneider. Was chaotisch wirken mag, entwickelt indes einen einnehmenden Flow, bewirkt eine unerwartet kontemplative, angenehm verbrachte Hörzeit, ohne den Stress des Zuviel, ohne Lärm, auch wenn es zwischendurch mal noisig wird, das hält nicht lang an, dann fallen die beiden zurück ins Wohlige.
Was man beim Hören von Teen Prime außer gewohnter Strukturen überdies ebenfalls nicht vermisst: Bass oder gar Gesang. Und beim Betrachten der Cover: ein grafisches Artwork – die Vorderseiten sehen stets aus wie Rückseiten, also mit Tracklist und Credits, in jeweils wechselnden Farben gehalten. Was man darüber hinaus bekommt, sind ansprechende Tracktitel, etwa „Drummer Walks Into A Bar“ oder „The Perfect ‚Yeah‘“. Und ein tolles Vinyl!
Ach, hat hier jemand Schlagworte wie Jazz, Avantgarde, Experiment oder – Eigenbezeichnung von Teen Prime – Chaos Rock vermisst? Hier sind sie also.