Von Onkel Rosebud
Wegen seiner emotionslosen bis bösartigen Gesichtsausdrücke steht bei meiner Freundin der Schauspieler Christoph Waltz hoch im Kurs. Nicht deswegen, weil er und der großartige Filmregisseur Michael Haneke, dem wir unter anderem die tollen Filme „Caché“ und vor allem „Das weiße Band“ verdanken, denselben Stiefvater haben. Es lohnt sich immer wieder, ein Blick auf seine Biografie und Karriere zu werfen, denn die ist sowas von vom Tellerwäscher zum Millionär. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war er ein kurz über dem Status eines Statisten rangierender Nebendarsteller in den Niederungen der bundesdeutschen TV-Serienproduktionen, wie „Ein Fall für zwei“, „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“ oder „Kommissar Rex“, zu sehen. Später gewann er Fernsehpreise für Hauptrollen in „Die Roy Black Story“ und „Die Entführung des Richard Oetker“. Der Begriff des „Ausnahmeschauspielers“ machte die Runde und dann kam die Rolle seines Lebens: Der manierliche wie maliziöse SS-Mann Hans Landa in „Inglourious Basterds“, sein Fahrstuhl in den Filmolymp, zum gleich doppelten „Oscar“-Gewinner im gelobten Land Hollywood.
Nun ist Christoph Waltz‘ süffisantes Lächeln und seine irritierende Art zurück und bestens aufgehoben als Inkarnation des Teufels in acht 25 Minuten-Episoden (zieht man Rückblende, Intro und Abspann ab) der Serie „The Consultant“. Der Eigentümer eines Computerspiele-Startups wird in seinem Büro erschossen. Regus Patoff (Herr Waltz) wird als Berater angeheuert, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Das macht er mit außergewöhnlich unorthodoxen Methoden, oft sehr beleidigend, aber witzig und für den Zuschauer Laune verbessernd. Zum Beispiel gehört es zum Selbstverständnis seiner Willkürherrschaft, Mitarbeiter zu feuern, wenn ihm deren Geruch nicht passt. Schauspieler und Rolle harmonieren hier perfekt. Dass die beiden anderen Hauptdarsteller, Brittany O’Grady und Nat Wolff als Büro-Hobbits, neben Waltz bestehen können, ist schon eine erste Leistung der Serie.
Die zweite Leistung ist das unbefriedigende Ende. Sieben Folgen sind toll und die letzte Episode vergeigt das Ganze auf sinistre Art und Weise. Alle, die mit Lesen bis hierher gekommen sind, wissen, was ich meine, wenn hier Stichworte im Zusammenhang mit verkackten Serienfinalen wie „Sense 8“, „Two And A Half Men“, „Pretty Little Liars“, „Game Of Thrones“ und vor allem „Lost“ fallen. Kleiner Exkurs zu letzterem: Meine Freundin fragt sich bis heute ernsthaft, warum sie im nächsten Leben nicht als Marienkäfer wiedergeboren werden kann, wenn sie nicht weiß, wer die achtzehige Statue erbaut hat…
Am Ende der Serie fühlt man sich ein bisschen betrogen. Aber, da das so gut zum Verhalten des Mysteriums des Hauptcharakters passt, wünscht man sich eine Fortsetzung, die eine neue Mission von Regus Patoff zeigt, um ein paar mehr Antworten zu erhalten.
„The Consultant“ beruht auf einer Romanvorlage des Horrorgeschichten-Schreibers Bentley Little. Kaum was wurde bisher von ihm verfilmt. Zu Recht. Die Plots sind ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Das Groteske ist ihm immer nicht grotesk genug, das Realistische zu unrealistisch. Aber, was Showrunner Tony Basgallop mit der Vorlage und vor allem mit Christoph Waltz macht, ist absolut sehenswert.
„REG. US. PAT. OFF.“ – „Registered at the United States Patent Office“,
Onkel Rosebud