Nuclear Power Trio – Wet Ass Plutonium – Metalblade Records 2023

Von Guido Dörheide (11.08.2023)

Alle Welt sucht nach nachhaltigen Energien, die zudem noch sexy sein sollten. Mit Donnie, Vlad und Kim, dem Nuclear Power Trio, gibt es das nun endlich. Auf dem Cover von „Wet Ass Plutonium“ (ja richtig – das spielt auf Cardi B’s „WAP“ aus 2020 an) sehen wir die drei Musikanten sehr hübsch vor, auf und in einem Lamborghini Countach aus den 80ern drapiert, und an Nuclear Power kann nun ja auch wirklich nichts verkehrt sein. Wer nun gespannt ist auf die Texte des Trios, der kann beruhigt aufatmen: „Wet Ass Plutonium“ ist, wie schon sein Vorgänger, die 2020er EP „A Clear And Present Rager“, ein reines Instrumentalwerk. Und was für eins!

Donnie (Greg Burgess an der Gitarre, unter anderem bekannt von Allegaeon), Vlad (Nick Schendzielos am Bass, sonst bei Havok) und Kim (Pete Webber, Drummer von Havok) verstehen ihr Handwerk, beherrschen ihre Instrumente, wissen, was sie tun, und haben dabei immer den Schalk im Nacken. Letzteren übrigens tatsächlich hauptsächlich bei der Titelvergabe: „Wet Ass Plutonium“, „Apocalypse Mao“, „Nyetflix And Chill“, „Snark Side Of The Un“und „Critical Bass Theory“ sprechen eine Sprache, die sowohl Schnappatmung als auch spontane hemmungslose Lachsalven hervorruft, jenseits davon ist die Musik einerseits hochgradig unterhaltend und andererseits ob ihrer Virtuosität bewundernswert. Wo ich gerade bei den Songtiteln bin: Schon die Erstlings-EP „A Clear And Present Rager“ wartete mit Schmankerln wie „Grab ‘em By The Pyongyang“ und „Ukraine In The Membrane“ (und das noch vor dem Krieg!) auf.

Musikalisch würde ich das Nuclear Power Trio erstmal beim Prog einordnen, beeinflusst von viel Thrash, aber viel viel zu frickelig, um komplett dort verortet zu werden. Am Bass wird viel geslappt und funky gegroovet, zwischendurch gibt es viel Lateinamerikanisches zu hören, und immer, wenn man sich da schön reingezappelt hat, donnert auf einmal die Gitarre um einiges härter und von einem wuchtigen Schlagzeug befeuert los, also doch wieder irgendwie Thrash. Zwischendurch gibt es Synthies zu hören, die dem Gesamtsound des Trios keine Cheesigkeit verleihen, sondern ihrerseits mit nach vorne gehen.

Fazit: Es braucht keinen Gesang, um progressiven Metal zu machen, der technisch anspruchsvoll ist, genreübergeifend die Amerikas überspannt und beim Hören unheimlich viel gute Laune macht.

Am Ende einige Anspieltipps:

#2: „Apocalypse Mao“: Während der Opener „W.A.P“ noch eher konventionellen Metal mit maximalem Fun-Faktor brachte, springt der zweite Song munter zwischen sprunghaftem Bass-Geslappe und verträumten Gitarrenmelodien her und macht neugierig auf das, was nun noch kommen mag.

#3: „Nyetflix And Chill“: Hier wird es nun zum ersten mal lateinamerikanisch: Zur Metal-Trinität aus Gitarre, Bass und Schlagzeug gesellen sich haufenweise Bläser und lassen Gloria Estefan und die Miami Sound Machine alt aussehen. Und – sorry, Gloria – zum Glück singt hier niemand.

#6: „¡Vamos, Bandito!“: Der Song beginnt mit einem lateinamerikanisch klapperndem Schlagzeug und einer ebensolchen Akustikgitarre, wie sie auch den Gipsy Kings gut zu Gesicht stünde. Das zieht sich eine gute Minute so hin und dann kommt eine E-Gitarre hinzu, dann der funky Bass, das Schlagzeug macht stoisch weiter wie zu Anfang und den Hörenden steigt ein Grinsen ins Gesicht, das so schnell nicht mehr weggeht.

Auf #7 „Anti-Saxxers (Mandatory Saxination)“ und #8 „Critical Bass Theory“ gibt es dann wieder Bass, meine Damen und Herren, Bass!

Wenn schon Metal ohne Gesang, dann jederzeit gerne wie hier vom Nuclear Power Trio dargeboten.