AVA Trio – Digging The Sand – Marocco Music 2019

Von Matthias Bosenick (13.01.2020)

Mediterrane Folklore und freier Jazz: Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Musik des AVA Trio, und das ist verwirrenderweise in den Niederlanden angesiedelt. Aber die Musiker selbst stammen aus Mittelmeerregionen, aus der Türkei und aus Italien nämlich. Der europäischen und orientalischen Folklore entnimmt das Trio das Rhythmische, dem Jazz das Freie: „Digging The Sand“, das zweite Album der Band, ist zugänglich und warmherzig, experimentell und groovend.

Rhythmus an sich, Groove mithin, ist die Grundlage beinahe sämtlicher Tracks. Es rasselt, scheppert, treibt, und die Dichte der Percussionklänge versetzt den Hörer in den Vorderen Orient. Dazu zupft der Bass und tönt das Saxophon, ein Baritonsaxophon nämlich, das die freien Melodien über die Percussions legt. In manchen Passagen fühlt man sich daher wehmütig an Morphine erinnert, besonders, wenn gleich zwei Saxophone gleichzeitig zu hören sind. Das Trio gönnt sich auch stillere Passagen, und dann übernimmt auch das Saxophon latent die orientalische Färbung und die Percussion reflektiert die „Sketches Of Spain“ von Miles Davis.

Zur Mitte hin wagt das Trio dann sogar Experimente, indem es mit den Instrumenten Bilder kreiert, Landschaften, Momente, Begebenheiten. Der Rhythmus setzt aus, die Töne erscheinen wie zufällig, als erzählten sie eine Geschichte, eine nicht vorhersehbare, der man mit Spannung folgt und die den Hörer in unbekannte Räume führt. Unvermittelt setzen die drei dann wieder zu galoppierendem Groove an und wischen die latent unheimliche Stimmung hinfort. Einen Gesang überdies gibt es nicht zu hören, da bleibt das Trio ganz bei der Musik.

Das Saxophon spielt beim AVA Trio der auch in anderen Gruppen vielbeschäftigte Giuseppe Doronzo, der im letzten Track auch zur arabischen Mizmar greift, und da wird es dann so richtig orientalisch. Sein ebenso umtriebiger Aterraterr-Kollege Pino Basile übernimmt die Percussions sowie das Cucaphon, ein Eigenbau-Instrument, das aus mehreren Trommeln besteht, in die der Musiker Bambusstöcker steckte. Den Kontrabass spielt Esat Ekincioğlu, der unter anderem auch Mitglied bei Kuhn Fu ist. Angesiedelt ist diese türkisch-italienische Mischung in den Niederlanden, aufgenommen und gemixt in Italien – so geht das!

AVA Trio bei Bandcamp

Der Teaser zum Album:


Das Video zum Titelsong: