Von Matthias Bosenick (10.04.2019)
Nach vier Alben in zehn Jahren Bandgeschichte kann man ruhig mal ein Konzert als Doppel-LP veröffentlichen, oder? Die Songs klingen ungefähr ziemlich sehr so wie auf Platte – das kann man gut finden, weil die Band damit belegt, wie gut sie ihr Handwerk beherrscht, oder auch schlecht, weil man die Studio-Platten ja auch schon im Regal stehen hat. Egal: Konzerte von Der Weg einer Freiheit sind kompakt und intensiv, ihr Black Metal trägt das Präfix Post und überhaupt hat man es mit einer herausragenden Band zu tun. Außerdem ist das Vinyl einfach hübsch.
Auch die Würzburger orientieren sich leicht am angenehmeren, indes längst zum vermarktbaren, weil allseits populären Produkt gewordenen Post-Black-Metal. Die Kirche bleibt, anders als beim ursprünglichen Black Metal aus Norwegen und Schweden, im Dorf und unangezündet, die Band arbeitet das Flächige der Blastbeats weiter aus und generiert daraus einen brüllenden Ambient, den man guten Gewissens auch mit dem Etikett Post-Rock bekleben kann. Trotz metallischer Härte und infernalischen Lärms generieren Der Weg einer Freiheit Emotionalität, Schönheit, Harmonie, die zwischen Düsternis und Schmerz hindurchschimmern. Das mag widersprüchlich erscheinen, aber diese Widersprüche zu vereinen, ist eben die Kunst der modernen Black Metal, und Der Weg einer Freiheit beherrschen diese Kunst. Nicht als einzige auf der Welt, aber attraktiv, auch für den Rest der Welt, trotz auf Deutsch gekeifter Texte, weil die Stimme Teil der Musik und Musik die allseits verständliche Sprache ist.
Der Weg einer Freiheit bleiben derweil heavy genug, um an den Feuilletons vorbeizumörteln. Das Harmonische driftet nicht ins Gefällige, und auf Posen und Stereotypen verzichten sie andererseits auch. Damit generiert das Quartett ausreichend Eigenständigkeit für eine ausufernde Fanbase – und die weiß bei diesem Konzert aus dem Jahr 2017 die Qualitäten der Band zu feiern. Da ist es völlig unerheblich, dass die Unterschiede zu den Studioversionen nicht ohrenscheinlich sind; Akribiker finden sie dennoch und der Rest erfreut sich an diesem Best-Of-artigen Karriereüberblick mit Applaus. Nicht auf CD erhältlich, übrigens!
Die Tracks:
01 Einkehr (von „Stellar“, 2015)
02 Der stille Fluss (von der EP „Agonie“, 2011)
03 Repulsion (von „Stellar“, 2015)
04 Skepsis Part I (von „Finisterre“, 2017)
05 Skepsis Part II (von „Finisterre“, 2017)
06 Ewigkeit (von „Der Weg einer Freiheit“, 2009)
07 Zeichen (von „Unstille“, 2012)
08 Aufbruch (von „Finisterre“, 2017)
09 Lichtmensch (von „Unstille“, 2012)
10 Ruhe (von „Der Weg einer Freiheit“, 2010-Version)